Norwegen, Lachs, Camping

[DerRhöner]

Hallo zusammen

Mit Frau und Kind werde ich diesen Sommer (ca. 20.Juni bis 8. Juli) mit dem Wohnmobil in Norwegen unterwegs sein. Wir starten in Bergen (Ankunft per Fähre) und fahren zunächst nach Norden. Wie weit wir auf der Rückreise nach Süden gehen, werden wir sehen. Ich werde ab und zu die Chance zum Fischen bekommen, vorrangig soll es um Lachs gehen, soweit möglich.

Angesichts der Belgleitung und des Gefährts bin ich vor Ort, wenn die Kiste mal steht, nicht so super-mobil. Andererseits muss der Kleine immer mal wieder Nickerchen machen und die lange Sommernacht - wenn Weib und Kind schlafen - lockt besonders. Es kommt also auf die geschickte Wahl des Stellplatzes an. Ich hab mal das Forum durchsucht, explizite Infos zu meinem Problem habe ich da nicht gefunden. Daher wende ich mich an die Schwarmintelligenz: Wer kann mir konkrete Campingplätze / zulässige "wilde" Stellpläze nennen, wo wir schön stehen können, auch was für Weib und 2jährigen Junior geboten ist und ich zum Lachs laufen kann?

Ich habe in Norwegen keine Praxiserfahrung und kenne nur die Lachsflüsse, die man von den Reiseanbietern kennt. Ich muss nicht die klingenenden Namen haben und nicht die grössten Fische. Für mich geht es eher um die grösstmögliche Chance als den Lebensfisch. Wenn auch ein Wasser (Salz oder Süss, völlig egal) für ein wenig "Grillfischen" (Makrele, Dorsch, Saibling...?) in der Nähe ist, schadet es nicht.

Ich freue mich sehr auf Tipps!

Herzliche Grüsse

Christian

[fliegenjens]

Hallo Christian, Du hast eine PN

[DerRhöner]

Hallo allerseits

Inzwischen habe ich die Reise gemacht und kann berichten: Es ist kompliziert.

Es gibt an Lachsflüssen viele Campingplätze. Aber die sind oft genug «Fishing Camps». Als alleinreisender Fischer, der eh jede wache Minute am Wasser ist, würde das passen. Für die Familie, die sich derweil selbständig beschäftigen könnten sollte, eher ungünstig. Und da das WoMo ja zugleich Wohnung und Fahrzeug ist, ist es dann zwar möglich, aber auch nicht immer sinnvoll, dass die Familie einfach woanders hinfährt.

Es gilt da, genau nachzufragen: Mir wurde ein Campingplatz wärmstens zum Fischen empfohlen. Als ich dort anrief und ich von der Familie im Schlepptau sprach, hat man mir freundlich von einem Besuch abgeraten. Ein andrer Platz hat sogar mit Fotos von Lachsfischern inkl. 1.20-Meter-Lachs und zugleich Spielplatz, Liegewiese, Badestelle etc. den Eindruck eines Familienparadieses gemacht. Anruf dort: Ja, man kann da gratis fischen…an der Badestelle! Da fängt man aber eher nichts, so das ehrliche Eingeständnis. Wenn sich da mal ein Fisch hinverirrt, ist es ein Unfall und ein Lachs ist das dann schon gar nicht. Wo man Lizenzen, für die die benachbarten Beats herbekommt oder wenigstens wie die heissen damit man auf innatur.no danach suchen kann? Keine Ahnung.

An den Beats - oft genug stehen da ja so nette Fischerhäuschen - darf man in der Regel auch als Inhaber einer Lizenz mit seinem WoMo nicht stehen bleiben, selbst wenn da Platz ist und niemand gestört wäre. Einmal konnte ich das «reinverhandeln», aber das ist nicht üblich.

An einem anderen Campingplatz schien dann alles perfekt (Familiengerecht, Standplatz direkt am Wasser, Lizenz für rund 15 Euro…verdächtich günstig), aber halt keine Fische da. Was man fairerweise auch gleich sagte, bevor die Gebühr kassiert war. Aber hey, Konstellation war prima, Familie schlief, ganze Nacht hell, Ebbe um 3 Uhr früh, hab gutgelaunt durchgefischt. Nur der Fang fehlte noch zum Glück, aber egal.

Unterm Strich: Lachsfischen also etwas kompliziert vereinbar. Im Fjord hingegen, allerdings mit der Spinnrute, läuft es simpel und wie geschmiert. Keine Lizenzen, gute Fänge von fetten Makrelen bis 8-Kilo-Kabeljau, man muss nur gute Stellen finden (von Locals abschauen). Frau und Kind mäufeln zufrieden Fisch vom Grill, Sohnemann lernt ein neues Wort: «Fich!» und deutet auf Papa (ob’s der Geruch ist?) und der ist stolz wie Oskar.

Fazit: Da man Lachsfischen, anders als die Salzwasserfischerei, nicht mal eben so für ein Stündchen an jedem beliebigen Stück Wasser machen betreiben kann, sehe ich wenig Kompatibilität mit einem Familienurlaub (mit WoMo) und rate zu diesem Zweck zum Hardcore-Fischerurlaub.

Gruss

Christian

[dreampike]

Hallo Christian,

vielen Dank für Deinen Bericht, der die Situation vor Ort recht realistisch beschreibt. Ich kenne das auch mit dem Wo-Mo, man findet schöne Plätze zum Campen, dort ist es aber meist nicht so toll mit dem Fischen (klar, da hält ja auch jeder rein, der da vorbeikommt). Da bräuchte man dann ein 2. Auto oder zumindest einen Roller...
Trotzdem, Norwegen ist schön und Dein Bericht hat mich wieder an meine Erlebnisse erinnert!

Wolfgang aus Ismaning

[chrissie1971]

Hallo Christian,

vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht!
Ich habe es bisher fast immer vermieden, Angelurlaub und Familienurlaub zu verbinden,
da mir der Aufwand für ein oder zwei Angeltage die Ausrüstung mitzunehmen, einfach zu groß war.
Dafür gab es (leider) zwischenzeitlich auch 14 Jahre keinen Angelurlaub...
Nächstes Jahr werde ich zum ersten Mal eine Ausnahme machen, da ich bei der disjährigen EWF einen Guiding-Tag in der Lagune von Grado gewonnen habe und sich das ganz gut mit dem Familienurlaub an der Adria kombinieren lässt! Außerdem wird mich einer meiner Jungs dabei begleiten.

Grüße
Christian

[Hans.]

Hallo,

zum Thema Camping ein paar Worte von mir: Bin jahrelang mit Wohnwagen und Auto unterwegs gewesen. Das Ding steht auf dem Campingplatz und mit dem Auto bleibt man absolut mobil. Mal ging es gemeinsam zum Wandern, mal bin ich zum Fischen, da meine Frau sehr gerne auch mal allein auf dem Platz blieb und vor Ort dann auch alles hatte. Insofern sind wir beide nie auf die Idee gekommen, mit einem Wohnmobil Urlaub zu machen. Zu sperrig, zu umständlich, immer muss man mit diesem Möbelwagen los und hat dazu noch viele Einschränkungen; ein Teil davon hat Christian ja beschrieben.

Als Alternative zum Wohnwagen würde ich statt Wohnmobil viel eher noch ein Ferienhaus mieten als Wohlfühlplatz für alle. Mit dem Auto kann man sich dann gemeinsam oder auch mal alleine problemlos absetzen und leicht und locker die Welt drumherum entdecken und gerade da hinkommen, wo nicht alle sind.

Ihr seht, ich halte vom Wohnmobil nichts, aber auch garnichts.

Nur mal so...

Gruß
Hans

[Forstie]

...ein weiterer Wohnwagenbesitzer, der Dir in vollem Umfang zustimmt, Hans.

Danke auch für's Teilen Deiner Erfahrungen, Christian.

Viele Grüße!

Martin

[Michl]

Hallo,

zum Thema Camping ein paar Worte von mir: Bin jahrelang mit Wohnwagen und Auto unterwegs gewesen. Das Ding steht auf dem Campingplatz und mit dem Auto bleibt man absolut mobil. Mal ging es gemeinsam zum Wandern, mal bin ich zum Fischen, da meine Frau sehr gerne auch mal allein auf dem Platz blieb und vor Ort dann auch alles hatte. Insofern sind wir beide nie auf die Idee gekommen, mit einem Wohnmobil Urlaub zu machen. Zu sperrig, zu umständlich, immer muss man mit diesem Möbelwagen los und hat dazu noch viele Einschränkungen; ein Teil davon hat Christian ja beschrieben.

Als Alternative zum Wohnwagen würde ich statt Wohnmobil viel eher noch ein Ferienhaus mieten als Wohlfühlplatz für alle. Mit dem Auto kann man sich dann gemeinsam oder auch mal alleine problemlos absetzen und leicht und locker die Welt drumherum entdecken und gerade da hinkommen, wo nicht alle sind.

Ihr seht, ich halte vom Wohnmobil nichts, aber auch garnichts.

Nur mal so...

Gruß
Hans

So isses.
Das kann ich nach über 10 Jahren genau so unterschreiben.
Gilt für Küste und Binnenland.

Gruß Michl


Gruß Michl

[DerRhöner]

Hallo allerseits

So manche Kommentare zum Für&Wider eines Wohnmobils gegenüber einem Wohnwagen kann ich nachvollziehen. Man ist damit flexibler, wenn es die Umstände erfordern, das sicherlich.

MIr ging es darum meine Erfahrung zu "archivieren", sollte jemand einmal ähnliches vorhaben. Dabei kann er dann noch in Erwägung ziehen, ob er sich lieber einen Wohnwagen leiht als ein Wohnmobil (wir hatten gemietet). Überraschende Erfahrung für mich war aber, dass diese Flexibilität nötig wird. Ich kam aus der Erfahrung von 5 Monaten Reisen in Kanada mit einem Wohnmobil. Das ist nun 10 Jahre her, vielleicht ist das auch schärfer geworden. Aber dort konnte ich eben immer dort frei stehen, wo ich gefischt habe. Und offizielle Campgrounds andererseits waren oft genug eben auch dort wo, gutes Fischen drinlag. Ich nenne beispielhaft nur die städtischen Campgrounds in Terrace und Smithers, die genau das sind, was ich in Norwegen vergeblich gesucht habe.

Aber eben, anderes Land, andere Zeit, vielleicht auch neue negative Erfahrungen mit dem Tourismus. Das erfordert eben eine andere Herangehensweise.

Aber für dieses Jahr hat sich das "Problem" erledigt. Fürs nächste Jahr suche ich mir ein neues... Fliegenfischen neben Sandburgen im Wattenmeer vielleicht

Gruss,
Christian

[Michl]

Hallo,
nach meiner Meinung neigt sich die Zeit des freien Stehens in den nördlichen Ländern dem Ende zu.
Bin gerade zurück aus dem Norden, und was ich gesehen und gehört habe tendiert in diese Richtung.
Die Einheimischen und auch die Kommunen haben die Schnauze voll und das wird Folgen haben.
Das liegt daran das die Anzahl der Cämper und damit eben zwangsläufig auch die Anzahl der Vollpfosten darunter stark zugenommen hat, der Norden boomt.
Einige Leute verhalten sich halt nicht so wie es vorausgesetzt wird um die entsprechenden Freiheiten zu erhalten.......
Meistens Wohnmobilcamper, da diese die Hauptmasse der frei stehenden Camper ausmachen.
Insofern werden wohl künftig Stellplätze und Campingplätze das Mittel der Wahl sein.
Und die sind dann wo sie eben sind, nicht wo mans gern hätte......

Und, Flifi im Wattenmeer als nächstes Problem find ich klasse.
Nur widerhakenlos, versteht sich.
Die meisten, oder eher alle Kontakte wirst nämlich beim Rückschwung haben.
Hals und Beinbruch!

Gruß Michl

[Achim Stahl]

Moin,

ich war diesen Sommer auch ganze 10 Wochen mit meinem Bus in Norwegen unterwegs. In manchen Regionen zur Ferienzeit ist die "weiße Flotte" wirklich ein großes Problem. Zum Einen wegen der Masse, zum Anderen auch, weil sich einige davon einfach nicht benehmen können. Das ist ja leider immer so, wenn Menschen in großen Mengen auftauchen, und wenn wir dabei sind, sollten wir nicht vergessen, dass wir leider Teil des Problems sind, auch wenn wir uns anständig benehmen. Das Problem wird auch nicht dadurch gelöst, dass man die Camper-Karawanen nachts nur noch auf Campingplätzen stehen lässt.

Aber zum Lachsfischen - wir sind ja schließlich ein Fliegenfischer-Forum:

Ich finde die Kombination Lachsfischen und Road Trip eigentlich super. Das liegt auch daran, dass das Lachsfischen für mich nur nur eine von vielen Möglichkeiten zum Fliegenfischen in Norwegen ist. Auf meinem letzten Trip hatte ich insgesamt 13 verschiedene Fischarten mit der Fliege erbeutet; neben Lachs und den üblichen Klassikern, wie Äsche, Forelle und Saibling auch verschiedene Salzwasserfische, einschließlich etlicher Heilbutt und auch Süßwasserfische wie Barsche, Hechte, Maränen...

So war ich nicht krampfhaft hinter den Lachsen her, sondern ging das Thema an, wenn die Bedingungen passten. Besch...enes Regenwetter, das mir das Sightseeing und die Äschenfischerei vermieste, ist eben gutes Lachswetter. Die Lizenzen waren immer problemlos online erhältlich, und drei Versuche (zweimal zwei Tage und einmal einen Tag) wurden mit insgesamt vier Lachsen belohnt.



Außerdem hatte ich das Glück (Glück für mich hinsichtlich Beute, Katastrophe für die Natur in Nordnorwegen), dass dieses Jahr wieder ein Buckellachsjahr war. Ich konnte die Fische im Meer finden, hatte mit ihnen eine super Fischerei und extrem guten Fisch zum Essen.






Dass das zwar kurzfristig gesehen toll war, aber bei näher Betrachtung extrem problematisch ist, zeigen diese Bilder, die ich gemacht habe, indem ich meine GoPro in Nordnorwegen von einer Brücke an einer Flußmündung mittels einer Schnur ins Wasser gelassen hatte:





Autark stehen in der Nähe der Gewässer war mit etwas Umsicht, auch ohne Spuren zurückzulassen (auch nicht in Form von Papier oder verdauten Hinterlassenschaften) und ohne den Einheimischen auf den Pelz zu rücken meistens möglich.



Viele Grüße!

Achim

[Arvin24]

Guten Tag Achim

Schöner kleiner Einblick in deinen Roadtrip durch Norwegen, tolle Unterwasser Bilder.
Das heisst eigentlich für die Leute die hoch gehen, die Buckellachse unbedingt entnehmen wenn welche da sein sollten? und möglichst Atlantische L.Schonen.

….. bzw. Ausgebüxte Atl.Zuchtlachse sollten auch entnommen werden, (kann man die unterscheiden vom Wildlachs?)

Was mir aufgefallen ist du schaffst es überall gute Fische zu fangen, ich kenn da nur sehr wenige Leute die das schaffen, gratuliere.

Gruss

[Achim Stahl]

Das heisst eigentlich für die Leute die hoch gehen, die Buckellachse unbedingt entnehmen wenn welche da sein sollten? und möglichst Atlantische L.Schonen.

….. bzw. Ausgebüxte Atl.Zuchtlachse sollten auch entnommen werden, (kann man die unterscheiden vom Wildlachs?)

Ja. Buckellachse dürfen nicht zturückgesetzt werden. Zuchtlachse sollte man auch immer entnehmen.

Viele Grüße!

Achim

[huchenfan_in]

….. bzw. Ausgebüxte Atl.Zuchtlachse sollten auch entnommen werden, (kann man die unterscheiden vom Wildlachs?)

Gruss

Hallo Arvin,
Zuchtlachse haben häufig keine Fettflosse (wurde enfernt) und das gesamte Erscheinungsbild des Fisches (Flossen, Körperbau) ist normalerweise nicht mit einem Wildlachs vergleichbar (s. https://lakseelver.no/sites/default/fil ... 281%29.pdf)

Tight Lines
Huchenfan

[Arvin24]

Danke für eure Antwort

Achim & Huchenfan