Ausrichtung der Rolle im Wurf

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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laverda
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Beitrag von laverda »

Hi Marcus,
besten Dank für die ausführliche Darstellung. :smt038

Eine Frage zur Drehung der gesamten Wurfhand hätte ich noch:
Bezieht sich diese Drehung auf die Daumenhaltung als Ausgangsstellung? Insofern wäre die Zeigefingerhaltung als Grundstellung bereits eine Drehung der Wurfhand nach außen.

Beispiel: Beim Strippen liegt die Rute auf den Fingern der nach oben "offenen Hand". Wenn ich die nun um den Griff schließe, weist der Daumen nach oben, die Rolle nach unten. Für den anschließenden Wurf drehe ich die Rute mit der Rolle nach außen und es ergibt sich die Zeigefingerhaltung mit nach außen gedrehter Rolle.

Gruß vom platten Niederrhein
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Marcus Sies
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Beitrag von Marcus Sies »

Hallo Laverda,

Meine Beschreibung der Verdrehung der Rolle bezieht sich auf die Daumenhaltung, wobei die Bezeichnung „Daumenhaltung“ etwas irreführend ist. Wie gesagt werfe ich äußerst selten mit dem Daumen direkt auf dem Griff, ich halte die Rute eher wie einen Schraubenzieher oder auch einen Hammer. Ich habe selbst mit der Zeigefingerhaltung das Werfen gelernt, weil sie mir als am elegantesten vorkam. Doch nach etwa 2-3 Jahren entschied ich mich auf die „Daumenhaltung“ umzusteigen. Hauptgrund war damals das Buch von Mel Krieger, in dem er die Vorteile dieser Haltung erörterte. Ich kann diese Haltung wirklich jedem empfehlen, auch wenn es im ersten Moment gewöhnungsbedürftig ist, wenn man die Zeigefingerhaltung gewohnt ist.
Die Daumenhaltung ist extrem vielseitig einsetzbar und für alle Techniken der Fliegenwerferei geeignet. Speziell bei den Adhäsiven Wurftechniken, kommen die Vorteile gegenüber anderer Haltungen zum Vorschein. Oder hat schon mal jemand einen Zweihandwerfer mit Zeigefingergriff werfen sehen? Und jetzt bitte nicht auf die Unterschiede zwischen Ein- und Zweihandwerferei verweisen. Diese beiden Wurfstile sind sich sehr ähnlich!

Zu deinem Beispiel: Ich lasse den Zeigefinger beim Wurf am Mittelfinger und umschließe damit den Griff der Rute. Auch beim Strippen befindet sich der Zeigefinger direkt am Mittelfinger, also genau in der Gleichen Haltung wie beim Wurf.

Ich hoffe ich konnte dir helfen.
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troutteaser
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Ausrichtung der Rolle im Wurf und Handhaltung

Beitrag von troutteaser »

@Markus:

Kann es sein, das man deine Handhaltung beim Distanzwurf auch als "Greifhaltung" bezeichnet?

Ich stimme Deinen Ausführungen hinsichtlich der optimalen Handhaltung (Daumenhaltung) beim Werfen mit Wasserkontaktwürfen zu, gar keine Frage. Ganz grundsätzlich würde ich jedoch bezweifeln, ob die "Daumenhaltung" im klassischen Sinn (also nicht die von Dir beschriebene Greifhaltung) große Vorteile beim Distanzwerfen oder beim Werfen auf kürzere Distanzen bringt.

Ausgangspunkt der Diskussion war ja, ob es eine optimale Ausrichtung der Rolle im Wurf (z.B. eine nach außen verdrehte Rollenhaltung) gibt und ob sich daraus Vorteile z.B. beim Distanzwurf ergeben. Wie wir gesehen haben, ist das Thema nicht unumstritten. Einige Profis wie Hans-Ruedi Hebeisen oder Sepp Fuchs werfen ja immer mit der Rolle in Wurfrichtung, und das sehr erfolgreich.
Andere wiederum, wie Uwe Rieder, drehen die Rolle sogar leicht nach innen ein, und unbestritten ist Uwe Rieder einer der technisch besten Werfer. Meines Erachtens wird dieses "Nach-Außen-oder-nach-Innen-Drehen" der Rolle letztlich nicht allein kriegsentscheidend sein, denn sonst würden es alle Turnierwerfer nur so machen. Es kommt wohl auch auf die körperlichen Voraussetzungen des jeweiligen Werfers an - wie bereits von Dir ausgeführt.

Interessant jedoch, auf welch unterschiedliche Weise die einzelnen Werfer zum Erfolg und zu guten Ergebnissen kommen.

Viele Grüße
Emil
Fliegenfischen soll in erster Linie Spaß bringen!
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:53, insgesamt 1-mal geändert.
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troutteaser
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Beitrag von troutteaser »

@ Bernd:

Ich zitiere: "Hier geht es NICHT um den Distanzwurf".

Das ist in Deinem Ausgangsposting so nicht vorgesehen gewesen, korrekt. Die Einbeziehung des Distanzwurfs in die Diskussion hat sich allerdings erst in deren Verlauf - wenn auch von Dir so nicht gewollt - ergeben. Ich habe deshalb auch bei meinem Posting"...z.B. beim Distanzwurf.." geschrieben.

Nichts für Ungut und Danke für die nochmalige Klarstellung. Mein obiger Beitrag sollte auch nicht als Kritik an Marcus' Ausführungen gewertet werden, im Gegenteil. Marcus ist ein erstklassiger Werfer und weiß, wovon er redet.

Viele Grüße
Emil
Zuletzt geändert von troutteaser am 01.01.2011, 19:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Marcus Sies
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Beitrag von Marcus Sies »

Frohes Neues zusammen!


Natürlich habe ich von den Begriffen "Zwickelgriff", "Greifhaltung" oder "V-Griff" schon gelesen und gehört. Ich finde es allerdings schade, das die speziell für Einsteiger ohnehin nicht unkomplizierten Erklärungen und Instruktionen zur Fliegenwerferei, durch unnötig viele Bezeichnungen noch undeutlicher und komplizierter werden. Meiner Meinung nach sollte man nur zwischen Zeigefingergriff und Daumengriff unterscheiden, da nur diese sich grundlegend in ihrer Art und Weise unterscheiden (Ausrichtung der Handfläche und des Handgelenks zur Rute). Es wurden schon so viele neue Griffarten „erfunden“ im Endeffekt aber basieren alle auf den vorher genannten „Grundgriffen“.

Ich würde meinen Griff also nicht als Zwickelgriff oder ähnliches bezeichnen, da ich die Rute im Daumengriff halte und auch fische, nur beim Wurf drehe ich meinen Unterarm nach außen (je nach Distanz und Präzision variiert der Winkel). Den Griff verändere ich dabei nicht.

Wer das Buch „Die Quintessenz des Fliegenwerfens“ von Mel Krieger besitzt, sollte sich mal die Seiten 38 bis 43 ansehen. Für mich ist das die beste Erläuterung zu diesem Thema die ich bisher gelesen habe.

Die Position des Griffes beim Wurf ist übrigens ebenfalls ein nicht unbedeutender Faktor, speziell beim Distanzwurf, aber auch bei diversen Präsentationswürfen. Aber das würde einen komplett neuen Thread in Anspruch nehmen ;-)
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Thomas E.
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Beitrag von Thomas E. »

Die Bezeichnung: Zwei- Finger "Zwickelgriff" kenne ich ursprünglich von R. Moser.
Gemeint ist damit ein gestreckter Zeigefinger und Daumen daneben, d.h.
Zeigefinger und Unterarm in einer Linie ! :wink:
Eine andere Bezeichnug dafür ist die "natürliche Handhaltung."

Im Gegensatz dazu die sogenannte "Greifhaltung" aus dem Casting- Sport,
mit abgewinkeltem Zeigefinger und Daumen seitlich links.

Die "Daumenhaltung" meint Daumen oben !
Gruß
Thomas Ellerbrock
laverda
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Beitrag von laverda »

Marcus Sies hat geschrieben:Frohes Neues zusammen!
..........
Ich würde meinen Griff also nicht als Zwickelgriff oder ähnliches bezeichnen, da ich die Rute im Daumengriff halte und auch fische, nur beim Wurf drehe ich meinen Unterarm nach außen (je nach Distanz und Präzision variiert der Winkel). Den Griff verändere ich dabei nicht.
......


Hi Marcus

Danke, Jetzt hab selbst ich es verstanden

Frohes Neues vom platten Niederrhein
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Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Marcus Sies
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Beitrag von Marcus Sies »

Hallo Bernd,

Ich habe das Gefühl das wir gerade ein bisschen aneinander vorbei schreiben ;-).
Vielleicht habe ich aber auch nicht richtig formuliert. Ich habe nicht gesagt das ein auf dem Griff liegender Daumen und ein neben dem Griff liegender Daumen beim Wurf den gleichen Effekt haben. Im Gegenteil, wie du schreibst gibt es da große Unterschiede. Ich meinte speziell die Haltung des Griffs, ohne die Auswirkungen auf den Wurf. Der V-Griff ist im Grunde nichts anderes als ein um 30°-90° zum Körper verdrehter Daumengriff.
Ich will damit sagen, das ich egal ob beim präsentieren auf kurze Distanzen, bei extremen Distanzwürfen oder beim Einstrippen der Schnur stets den gleichen Griff verwende. Nur durch das Drehen des Unterarms variiere ich Be-/Entlastung bzw. Einsatzwinkel des Handgelenks.
Ich hoffe es ist klar was ich meine :roll:
TorstenHtr
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Beitrag von TorstenHtr »

Frohes neues Jahr Bernd,

Hmm, ich weiss nicht ob man die Sache mit dem Verdrehen der Rolle wirklich so verallgemeinern kann. Ich zumindestens habe meine Zweifel.

Ein Problem, dass ich sehe ist die Unwucht des Systems - eine verdrehte Rolle hat immer die Tendenz sich nach vorne zu drehen wenn du in diese Richtung beschleunigst. Meiner Erfahrung nach beinflusst das je nach Wurfsituation den Weg der Rutenspitze (wenn man nicht gezielt dagegen steuert). D.h. der Überkopfwurf ist schwerer zu kontrollieren. Für den Kurvenwurf hingegen ist das ein super Trick - einfach die Rolle nach vorne drehen.
Bei Distanzwürfen habe ich beides gesehen, Steve Rajeff dreht leicht beim Rückwurf die Rolle nach aussen - vermutlich weil er den Rückwurf leicht elliptisch ausführt. Ich hab aber auch ein Video von Jan Luxa gesehen - der führt wirklich die Rute & Rolle exakt in einer Linie ohne zu verdrehen. Er hält immer noch den Weltrekord mit 71,75m Fliege weit Einhand.
Unser bestes Vereinsmitglied bevorzugt ebenfalls die Rute + Rolle exakt in einer Ebene zu führen. Er wirft ähnliche Distanzen bis knapp an die 70m.
Was Fliege Ziel betrifft - ich hab noch niemanden mit einer verdrehten Rolle gesehen - muss ich mal auf Turnieren näher beobachten. Wir bevorzugen die Daumenhaltung, unser Trainer hat sich sogar eine Halterung für den Daumen geformt. Ich denke er fährt damit sehr gut, hat damit den Weltmeistertitel in Ziel gewonnen.

Ich denke es hängt sehr viel vom persöhnlichen Stil & was man konkret machen möchte ab.

Vielleicht sieht man sich wieder in Berlin ..
Torsten
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

.... kann Torstens Beitrag nur beipflichten , es werden individuelle Ergebnisse
und Erlebnisse zu sein , Griff und Haltung sollte "dauerhaft" machbar sein, bequem,entspannt und von der Motorik und der Beweglichkeit des Einzelnen abhängig.Bei der Bachfischerei oder Fischen im schnelleren Wasser greife ich gewöhnlich je nach Situation öfter um in versch. Griffpositionen.
Mein amerikanischer Kollege Jeff , puristischer Daumenwerfer , wirft nur Eigenbaustöcke mit hochabstehenden Einstegringen (9ft. = 13 Ringe plus Tiptop) um Reibung und Adhäsionen zu mindern ,wie auch immer , die Welt ist bunt.Hier noch wie ich finde ein schönes Beispiel von Simon Gawesworth:
http://www.youtube.com/watch?v=JOfBLZCLzu4

Beste Grüsse,
Rolf
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...a fisherman`s dream , is a trout in the stream ...
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:54, insgesamt 1-mal geändert.
laverda
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Beitrag von laverda »

Hi Wurfmeister,
Rolf Renell hat geschrieben:....
Mein amerikanischer Kollege Jeff , puristischer Daumenwerfer , wirft nur Eigenbaustöcke mit hochabstehenden Einstegringen (9ft. = 13 Ringe plus Tiptop) um Reibung und Adhäsionen zu mindern ,wie auch immer , die Welt ist bunt......
Rolf
Das finde ich als Flifi und insbesondere Rutenbauer sehr interessant. Hat jemand von euch mal getestet, ob bei ihm der Effekt der "Wurfoptimierung mit gedrehter Rolle" genau so deutlich auch bei Einstegringen greift?

Gruß vom platten Niederrhein
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:54, insgesamt 1-mal geändert.
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