Pilzbefall bei Äschen

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Karl
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Pilzbefall bei Äschen

Beitrag von Karl »

Hallo Leute, habe vor ca. 2 Wochen in einem Fluß Äschen gesehen, welche wattebauschartige, weiße ca.1-Cent große Flecken aufwiesen. Jetzt meine Fragen dazu:
kann das vom Ablaichen erfolgen? ist es eine Pilzbefall (Saprolegnia)?
ist Gewässerverschmutzung die Ursache und was kann man dagegen tun? hat jemand von euch sowas schon mal gesehen? verschwindet das von selber wieder und ist der Verzehr ehemals befallener Fische für Menschen gesundheitsschädlich?
Danke für eure Antworten Gruß Karl
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Karl,

das passiert bei uns fast jedes Jahr nach der Laichzeit. Offensichtlich sind die Äschen vom Schlagen der Laichgruben und vom Laichgeschäft selbst geschwächt und dadurch anfällig auch für Pilzbefall. Ich fürchte, Du wirst nichts dagegen machen können und die befallenen Fische verenden in aller Regel (zumindest bei uns).

Schon besch..... wenn man dann am Wehr die angetriebenen Kadaver von Äschen > 40 cm beobachten kann. Aber - that's life.

Herzliche Grüße
Jürgen
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Karl !

Diese Verletzungen vom Laichen sehen oft aus wie Furunkel, heilen aber auch wieder ab, der Pilzbefall kommt wahrscheinlich doch von einer Gewässerbelastung, sehr traurig aber man kann eigentlich gar nichts dagegen machen. Soweit mir bekannt ist kein Problem mit dem Verzehr durch den Menschen, aber da wird sich sicher noch ein Wissengschaftler melden.

mfg
Gebhard
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Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hallo,

ich bin kein Experte aber weiß aus meiner Aquarienerfahrung folgendes:

Pilzbefall ensteht v.a. durch eine Verletzung der Schleimschicht, die durch unterschiedliche Eigenschaften enstehen kann:

1. Zu hohe Population auf engen Raum
2. Kontakt der Haut mit Fremdkörpern (z.B. einer trockenen Hand), dadurch wird die Schleimschicht verletzt und bietet dem Pilz Angriffsfläche
3. ein geschwächtes Imunsystem

Grenzt man nun den Fall 1 aus (zumindest sind die meisten Äschanbestände (leider) nicht mehr so riesig), dann scheint es durchaus plausibel, dass die Äschen nach dem Laichen anfällig für Pilze sind. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass das nicht nur auf Äschen zutriftt...

Sorry for the bad news... und einen prima Nachwuchs

Maggov
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
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roland k
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Beitrag von roland k »

Der Pilzbefall trifft Forellen genauso. In diesem Frühjahr bekam ich eine Regenbogenforelle zu Gesicht, deren Körper zu 90% verpilzt war. Die Forelle hatte gut und gerne 60cm natürlich keine Überlebenscahnce mehr. Kleinere Fische bis mitte 40 sehe finde ich alle Jahre nach der Laichzeit mit Pilzspuren/Verpilzung die die größe eines 5DM Stückes haben, jedoch im laufe des Jahres wieder gut verheilen und man im Spätsommer davon eigentlich nichts mehr sieht.

Für mich auch ein Grund große Fische ab 45 nicht mehr zu relaesen, da ein alter Fisch anfälliger für Krankheiten ist als ein junger.

Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
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Karl
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Beitrag von Karl »

Ist der Pilzbefall dann indirekt ein Indikator für die Wasserqualität? Habe im sauberen Gebirgsbach seltsamerweise noch keine verpilzten Fische gesehen, während im Wiesenbach das wohl öfter vorkommt. Gerade im Frühjahr, wenn Äschenlaichzeit ist (die BF´s sind ja früher dran) odeln (=Gülle, für Nichtbayern ;-)) die Bauern ja gewaltig ihre Wiesen, was zu einer miserablen Wasserqualität führt. Vielleicht das in Verbindung mit laichgeschwächten Fischen, deren Schleimschicht durch Laichgrube schlagen und Aneinanderreiben verletzt ist. Gruß Karl
@Roland: die Äschen hab ich übrigens nicht am Sonntag gesehen, gefangen haben wir auch noch ganz gut, trotz Besenstiel ;-)
horstie honk

Beitrag von horstie honk »

vielleicht liegt es daran, dass in warmen wasser sporen und bakterien besser gedeihen. oder dass im reißenden gebirgsbach kranke und schwache tiere sich nicht halten können. oder das die marodirenden bootsleiber die man zu hauf auf den wiesenbächen antrifft krankheiten einschleppen und verbreiten.
wer weiß das schon.
Stefan S.

Beitrag von Stefan S. »

Hallo Karl !

Ich habe dieses Problem auch schon beobachtet, und kann von meiner Erfahrung als Aquarianer folgendes weitergeben:

Ein Fisch ist permanent Stress ausgesetzt, sprich der Organismus muss sich ständig gegen irgendwelche Umwelteinflüsse weren -> dies bedeutet zwangsläufig Stress für das Tier!
Die Schleimhaut ist dabei sein "Schutzschil", ist diese geschwächt bittet das eine Angriffsfläche für Bakterien, Pilze usw.
In sauberen Gebirgsbächen ist diese Belastung freilich geringer, da das Wasser von Haus aus weniger mit, für das Tier ungewohnte, Stoffe vorbelastet ist, auch der Aspekt mit den niedrigen Temperaturen spielt in derartigen Gewässern eine Rolle -> umso höher die Termperatur, umso rascher vermehren sich Parasiten, und umso höher der Stress für die Tiere!

Aber das haben wir von Maggov ja schon gehört!

Leider ist es in einem fließendem Gewässer (imGegensatz zum Aquarium)schwer Tonnenweise Nitrofurazon (hilft gegen sehr viele Fischkrankheiten)ins Wasser zu pumpen um die Tiere zu retten.

MfG Stefan
Hâgar Otter

Beitrag von Hâgar Otter »

Die hormonellen Veränderungen in der Laichzeit (und erst neuerdingsbekannt, bestimmte Algentoxine) begünstigen das Auftreten der UDN (Ulzerativen Dermalnekrose). Unter entsprechend ungünstigen Umweltbedingungen besiedelt der Schwächepilz Saprolegnia dann diese vorgeschädigten Hautpartien, Sporen können in den Blutkreislauf eindringen und zu tödlichen Embolien führen. Meist sind ältere Fische (in manchen Gewässern liegt die Lebenserwartung von Äschen bei ca. 8 Jahren) besonders anfällig, hätten also ohnehin kaum eine weitere Laichperiode erlebt. Ist leider so; eine Infektionskrankeit entsprechend klassischer Definition liegt also nicht vor.
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