Mein allererster Versuch mit der Fliege...

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Meter_Peter

Mein allererster Versuch mit der Fliege...

Beitrag von Meter_Peter »

Hallo liebe Fliegenfischer,

es gibt Tage, die können das Leben eines Menschen dramatisch verändern. So einen Tag durfte ich im Oktober dieses Jahres erleben, aber dazu später mehr.

Morgens, gegen 10 Uhr klingelte bei mir das Telefon, mein Angelkollege Martin Karger, viele aus dem Forum hier werden ihn kennen, fragt mich, ob ich nicht Lust hätte, abends auf Zander anzusitzen. Dabei erwähnt er ganz zufällig, dass er vorher noch mit der Fliege auf Äsche gehen wolle.

Ich fische jetzt schon fast 30 Jahre lang und kann mich glaube ich als echten Allrounder bezeichnen, nur Fliegenfischen hatte ich bis zu diesem Tag noch nie ausprobiert. Also fragte ich Martin, ob ich ihn und Stefan, einen weiteren Kollegen, nicht begleiten könne. Weiß der Teufel, was mich damals zu dieser Frage veranlasst hat, jedenfalls sagte Martin mir sofort zu.

Also standen wir ein paar Stunden später auf einer Wiese neben der Kinzig in Hessen, und Martin versuchte, mir die Grundzüge des Werfens mit der Fliege beizubringen. Etwa eine halbe Stunde später schaffte ich so etwa 10 Meter und wir beschlossen, jetzt die Theorie in der Praxis zu überprüfen. Wir stapften also in unseren Wathosen zu dritt ein paar Hundert Meter am Ufer entlang, bis wir an eine geeignete Stelle kamen.

Ganz ehrlich, ich hatte nicht damit gerechnet, überhaupt einen Fisch zu Gesicht zu bekommen. Aber was dann passierte, hat mich wohl für ewig mit einem Virus infiziert, für den es keine Heilung gibt, dem Flifi-Virus.

Stefan machte den ersten Wurf, es macht Zack, sein Bissanzeiger wurde weggehauen, und an der Goldkopf-Nymphe hing die 1. Äsche des Tages. Mit ca 25cm zwar kein Riese, aber immerhin ein guter Auftakt. Ich hatte noch keine 5 Minuten gefischt, als ich erst einen Biss verpennt hatte, und direkt beim nächsten Wurf ebenfalls eine wiederum 25er Äsche landen und releasen konnte. Was für ein unglaubliches Gefühl, an so feinem Zeug einen Fisch zu drillen! Mir haben bei der Landung meiner ersten Äsche so sehr die Finger gezittert, dass meine Freunde noch heute darüber lachen.

Auch Martin hatte mittlerweile 2 Äschen gefangen, und wir gingen einige Meter stromaufwärts an eine Rausche mit darunter liegendem Kolk. Martin und Stefan fischten einige Meter weiter oben als ich. Der 1. Wurf an der neuen Stelle brachte mir gleich wieder eine Äsche, dieses Mal sogar eine ordentliche von ca. 33cm. Kurzer Fototermin und dann habe ich den völlig ausgepumpten Fisch so lange in der Strömung gestützt, bis er wieder zu Kräften gekommen war.

Nach etwa einer halben Stunde sind wir dann wieder flussabwärts an die erste Stelle gegangen. 3. Wurf, und wieder hatte ich eine Äsche an der Nymphe, knapp 30 cm, released. Der nächste Wurf, wieder Biss und nach einem kurzen Drill konnte ich einen ca. 22cm langen Lachs fotografieren und releasen. 2 Fischarten, die ich noch nie zuvor gefangen hatte, an einem einzigen Tag, was für ein Wahnsinn. Jetzt haben wir kurz das Silberfläschchen kreisen lassen, damit ich nicht in Hysterie verfallen bin.

Auch Martin und Stefan fingen immer wieder mal eine Äsche. Dann sind wir kurz aus dem Wasser gestiegen und wieder ein paar hundert Meter flussab an eine verdächtig aussehende Stelle gelaufen. Kurz vor einer Brücke stieg ich ins Wasser, Martin und Stefan einige Meter weiter flussab. Es war wirklich wie im Traum für mich. Vor mir waren einige Krautfahnen im Wasser, dahinter war eine etwas tiefere Rille. Exakt dort plazierte ich die Nymphe, 1. Wurf, etwa 2 Meter war die Nymphe abgetrieben, zack, wieder Biss! Anhieb, und starker Widerstand, schweres Kopfschütteln am Grund. Jetzt war meine Drillkunst wirklich gefordert, ein dicker Fahnenträger kämpfte verbissen, musste sich aber dennoch nach hartem Kampf geschlagen geben. 37cm, einfach ein herrlicher Fisch, den ich dann auch entnommen habe.

4 Äschen und ein kleiner Lachs, und das beim 1. Versuch mit der Fliege. Ehrlich, ich habe an dem Abend später noch einige Bierchen getrunken, sonst hätte ich die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen können.

Heute, etwa 2 Monate später, habe ich eine eigene Fliegenrute, eine Neopren-Wathose, einen Fliegenbindestock, ein ganzes Fell- und Federnarsenal, besuche Fliegenbindeabende und bin einfach nur fasziniert von dieser edlen Art der Fischerei. Nirgendwo sonst hat man ein derartiges Gefühl für den Fisch im Drill.

Es gibt halt Tage, die das Leben eines Menschen dramatisch verändern können....

.... denkt

Peter
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Beitrag von Maggov »

Hallo Peter,

willkommen im Club der Infizierten.

Danke für die Annekdote und eine Super Saison 2006!

Gruss aus Bayern

Markus
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heu20
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Beitrag von heu20 »

Hallo Peter!

Sehr netter Bericht und kommt mir alles sehr bekannt vor. Wenn auch mit weniger Fischen. Meine Infizierung ist auch noch nicht lange her. So etwa 3 Wochen. Den letzten Rest gab mir das Wochenende, wie du hier lesen kannst ;)

Infizierung abgeschlossen

Viel Spaß und TL weiterhin!

Jan
Niemand sollte einem Fisch dadurch Schande bereiten ihn zu fangen, ohne zu wissen wie man ihn fängt!
Makenshi

Beitrag von Makenshi »

Hallo Peter,

was mich so sehr am Fliegenfischen fasziniert, ist die unglaubliche Nähe zum Fisch. Bevor ich mit dem Fliegenfischen angefangen habe kannte ich nur das Fischen vom trockenen Ufer aus. Als ich dann das erste Mal mit Wathosen bis zu Hüfte im Fluss stand, war das für mich das intensivste Angelerlebnis bis dahin.
Dazu kommt dann noch die kompliziertere Wurftechnik und die Tatsache, dass man seine Köder recht leicht selbst machen kann. Wo gibts das denn sonst noch, außer beim Fliegenfischen?

Ich wünsche dir viel Spaß mit deinem neuen Hóbby :)

Gruß,
Tristan
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