Mentales Training und Wurftechnik!

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

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Barramundi
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Mentales Training und Wurftechnik!

Beitrag von Barramundi »

Hallo,

mich würde Eure Meinung zum Thema "Mentales Training beim Fliegenwerfen" interessieren.
In vielen anderen Sportarten mit komplizierten Bewegungsabläufen hat das mentale Training inzwischen einen hohen Stellenwert erreicht. Hierbei stellt sich der Trainierende nach vorausgehender Entspannung den gesamten Bewegunsablauf (oder Teile) davon detailiert vor. Dadurch kommt es zum sogenannten "Carpenter-Effekt". Es entstehen nicht finalisierte Muskelaktivierungen. Das heißt, der Muskel wird wie bei der durchgeführten Bewegung aktiviert, ohne dass es zu einer sichtbaren Ausführung der Bewegung kommt. Auf diese Weise können beachtliche Fortschritte gerade im Turnen und Kunstspringen, aber auch in vielen andere Sportarten beobachten werden. Mich interessiert die Bedeutung fürs FF deshalb, weil ich eben kaum Zeit habe, zum Üben auf die Wiese zu gehen. Dennoch habe ich bisher erste Erfolge beobachten können, da sich trotz großer Pausen (von bis zu vier Monaten) eine Verbesserung der Wurftechnik feststellen lässt. Mich würden Eure Erfahrungen aber auch Meinungen zu diesem Thema interessieren.
Nebenbei werde ich mich auch weiter im Selbstversuch üben und von eventuellen größeren Erfolgen berichten.
Ich habe das schon länger im Kampfsportbereich probiert und dort klappt es ganz gut. Eine wichtige Rolle spielen hierbei aber auch gezielte Beobachtung und Analyse des korrekten Bewegungsablaufes. Die Verwendung von Filmmaterial und die Teilnahme an Wurfveranstaltungen als Zuschauer müssten also auch positive Effekte haben. Natürlich wird der Erfolg sehr stark von den Konzentrationsfähigkeiten des Einzelnen abhängen.
Wie steht Ihr dazu?

Ich freue mich auf Eure Antworten.

TL

Flow :wink:
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salmosalar
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Beitrag von salmosalar »

Hallo Flow,

Mit diesem Teil hier geht das auch vom Sofa aus: http://www.balticflyfisher.com/. :lol:

Im Büro kann auch ein Kugelschreiber hilfreich sein.
Z. B. Bewegungsabläufe wie bei Michael Mauris Vodoo-Cast lassen sich mit einem Stift gut mental durchspielen.
Das sogennante biomechanische Gedächtnis wird dabei genauso aktiviert wie auf der Wiese, oder natürlich immer noch am liebsten am Wasser.

Salmi
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Hallo Salmi,

das Teil hatte ich auch schon gesehen! Ist schon ganz witzig.
Mich hatte jetzt jedoch eher das rein mentale Training interessiert. Da der Carpenter-Effekt nur in Ruheposition der Muskulatur auftritt und sich so auch sehr komplizierte Bewegungsabläufe im Idealfall ohne das Einschleichen von Fehler focussieren lassen. Das heißt, das das MT dem Üben mit der Übungsrute vorangehen sollte.

Greetz,

Flow
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salmosalar
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Beitrag von salmosalar »

Ok, fein.

Aber die Skifahrer haben ja bei ihrem mentalen Training die Skier ja auch schon an... :lol: :lol: :lol:


Gruss
salmi 8)
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Stimmt, wenn sie schon kurz vor der Abfahrt stehen! :wink:
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Red Tag
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Beitrag von Red Tag »

Hallo!
Das finde ich sehr interessant, da ich täglich mit meiner "Wulff-Fly-O-Practice" im Flur stehe. Bei dem mentalem Training führt man die Bewegungen nur gedanklich und nicht praktisch aus - oder sehe ich das falsch? Gibt es noch irgendwelche Anleitungen, wie ich die Muskeln gedanklich aktiviere??? Es erscheint mir schwierig, mir die Bewegung des Arms vorzustellen und diesen jedoch nicht zu bewegen. Ich bin auf Eure Erfahrungen und Tips gespannt und werde mich auch in Selbstversuchen üben.
Gruß Rob
"In der Kürze liegt die Würze"
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Ich denke, das genau dieser Schritt der entscheidende ist.
Bisher wurden diese Untersuchungen überwiegend an Leistungssportler ausprobiert, die natürlich ein sehr gutes Gefühl für ihren Körper und die entsprechenden Bewegungen haben. MT ist dabei vornehmlich in längeren Trainigspausen z.B. nach Verletzungen eingesetzt worden, wird aber gerade bei sehr komplizierten Bewegungen vor dem erlernen neuer Übungen (z.B. bei Turmspringern) angewendet. Ich habe über zehn Jahre Schwimmtraining gemacht und dabei ein sehr gutes Gefühl für meine eigenen Bewegungen entwickeln können. Versuche zeigen, dass im Training unerfahrene Menschen bereits Schwierigkeiten damit haben, festzustellen, wo bei einer Bewegung beispielweise die Armsreckung vollendet ist. Dennoch ist es möglich, diese Fähigkeiten zu erlernen und durch MT zu unterstützen. Mich interessiert nun vor allem, wie groß die hier erreichten Fortschritte tatsächlich sind, und ob auch im Bereich Training unerfahrene Menschen diese Methode sinnvoll anwenden können. Die Experimente zum Carpenter-Effekt werden elektrophysiologisch durchgeführt. Diese Effekte sind so klein, das man ohne feinste Messmethoden selbst gar nicht davon merkt. Das heißt, es erfolgen nicht wahrnehmbare Muskelaktivierungen, die allerdings ausreichend sei sollen, um bestimmte für den Bewegungsablauf wichtige Muskelgruppen zu Trainieren und vor allem die benötigte Koordination zu verbessern.

Für uns bedeutet das, dass durch das bloße Vorstellen der Bewegung der erwünschte Effekt erreicht wird, ohne das wir es bemerken, bevor man dann das nächste Mal die Bewegung tätsächlich durchführt. Wichtig ist hierbei, dass man die Bewegung bewußt und in allen Einzelheiten im Kopf durchgeht und dabei quasi wie in Zeitlupe mit Standbildern die einzelnen besonders wichtigen Stationen (bei uns also Stopps, Bewegungsrichtungen, Handgelenkseinsatz etc.) berücksichtigt. Es sollte der Theorie nach auf diese Weise möglich sein, das Fliegenwerfen ohne größere Fehler bis zu einem gewissen Grad zu lernen, ohne je eine Rute in der Hand gehabt zu haben. In der praxis erscheint es mir wahrscheinlicher, dass man bestimmte Fehler im Ablauf leichter vermeiden bzw. ausmerzen kann. Dies setzt natürlich die genaue Kenntniss des optimalen Bewegungsablaufes voraus.
Man sieht also - es ist ein doch recht komplexes Thema.

Gruss

Flow
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salmosalar
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Beitrag von salmosalar »

Für uns bedeutet das, dass durch das bloße Vorstellen der Bewegung der erwünschte Effekt erreicht wird
Hihi, ich seh mich schon im Lotussitz mit geschlossenen Augen am Doubs meditieren und mit meiner blossen Vorstellung die Fliege zu den steigenden Fischen zu werfen... :smt047

Sorry, musste sein....

Ansonsten warte ich genauso auf spannende Erfahrungen mit rein mentalem Training.

Gruss
Salmi
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Kein Thema, mir ist schon klar, dass das ganze einen gewissen Touch von Yoga hat, aber das kann ja durchaus positiv sein - wie auch immer Spass ist zwingen erforderlich und erwünscht :wink:
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Beitrag von Maggov »

Hallo Flow,

mit dem mentralen Training habe ich mich nicht bewusst auseinander gesetzt. Allerdings scheine ich im Schlaf zu trainieren denn ich bin schon ein paar mal von meinen eigenen Anhieben aufgewacht ;).

Das Zuschauen bringt mir persönlich sehr viel. Dabei spielt es keine Rolle ob von Video oder live. Ich muss aber dazusagen, dass ich früher sehr viel Training im Billard gegeben habe. Dabei analysiert man viel die Bewegungen des Körpers (die es da v.a. zu vermeiden gilt) und nicht die Bälle. Das hilft, wenn man Werfer beobachtet eben nicht nur auf Schnurschlaufe und/oder Fliege zuschauen sondern auch auf die Wurf- und v.a die Schnurhand zu achten.

Ich habe von diesem mentalen Training schon ein paar Mal gehört. Manche behaupten, dass man sogar Muskeln derart trainieren kann indem man sich vorstellt (!) Liegestützen zu machen. Fakt ist, dass sich dabei tatsächlich der Stoffwechsel erhöhen kann aber ein Trainingseffekt an den Muskeln liess sich nicht feststellen. Ich denke es ist primär wichtig sich mit dem Bewegungsablauf auseinander zu setzen und ihn zu verstehen. Dann übernimmt das Unterbewusstsein wesentlich leichter die Änderungen.

Viele Grüsse und v.a. viel Erfolg beim trainieren!

Markus Graeser
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sil
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Beitrag von sil »

Hi Flow!

Sehr interessantes Thema und durchaus berechtigt auch in unserem 'relativ' jungen Sport.

Ich selber führe mentales Training durch und muss sagen, dass es mir sehr viel bringt. Auch ich kenne es aus meinem eigentlichen Beruf als Choreograf und Tänzer, dass man Bewegungen 'im Kopf' durchgeht. ¨

Ich hab da so meine verschiedenen Varianten, die ich als mentales Training einstufen würde:

1. ich stelle mir den Bewegungsablauf mental vor
2. führe ich den Bewegungsablauf 'andeutungsweise' mit meinem Körper durch
3. führe ich den Bewegungsablauf pantomimisch mit meinem Körper durch

Bei all diesen Schritten ist mein Fokus nach Innen gerichtet. Augen sind meistens geschlossen. Natürlich alles ohne Rute, die stört hier nur.

4. Versuch ich so viele Werfer wie möglich zu beobachten und zu analysieren, egal ob Profis oder Laien. Wichtig ist nur die Analyse.

Manchmal bringt es überhaupt nix, wie blöde auf einer Wiese mit Rute zu stehen und zu werfen und zu werfen. Wenn ich ein wirkliches Problem in meiner Technik entdecke, gehe ich dieses aus verschiedenen Richtungen an. Mentales Training hilft mir dabei das Problem von einer anderen Ebene anzugehen.

Dennoch sehe ich, dass ein perfektes Training aus 'Wiese' und Mentales Training besteht......und ganz wichtig ist natürlich die eigene Auseinandersetzung mit dem Thema. Sonst ist alles für die Katz.

ciaoi

sil :smt039


Wie machst Du denn das so?
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Barramundi
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Beitrag von Barramundi »

Hallo Sil,

ich sehe und mache das ganz genau wie Du.

Ich denke nach allem, was ich aus dem Forum gehört und gelesen habe, dass Du vermutlich so um drei bis sieben Klassen besser wirfst als ich. Dennoch kenne ich das mentale Training aus verschiedenen anderen Sportarten (hier insbesondere Schwimmen und Jeet Kune Do) und bin damit immer recht erfolgreich gewesen.

Leider erlaubt es mir meine Zeit nur sehr selten auf der Wiese zu stehen, weil ich lieber am Wasser bin, wenn ich ein paar Stunden frei habe. Dann möchte ich allerdings lieber fischen als üben. Ich weiß sehr wohl, dass mentales Training ohne praktische Übung nur sehr begrenzt sinnvoll ist, aber ich denke, dass es eine sehr gute ERGÄNZUNG sein kann, gerade wenn man wenig Zeit für die Wiese hat. Beim MT kann man sich eben auch einfach mal für 20 Minuten konzentrieren und den "perfekten" Wurfablauf innerlich durchgehen.
Zudem ist, wie Du meiner Meinung nach richtig sagst, die Rute manchmal hinderlich, wenn es darum geht, gezielt Fehler im Bewegungsablauf zu analysieren und auszumerzen. Denn erst wenn man diese im Kopf erkannt und verarbeitet hat, wird man in der Lage sein, dies auch anschliessend mit der Fliegenrute umzusetzen.
Somit sind wir wohl einer Meinung, was den Sinn oder Unsinn angeht und haben auch eine sehr ähnliche Art und Weise, dieses Training einzusetzen.

Studie an Analyse, geistige Verarbeitung und anschliessende PRAKTISCHE Umsetzung sind also im Fliegenfischen wie auch in anderen Sportarten als durchaus sinnvoll zu betrachten, wobei der individuelle Nutzen stark vom Einzelnen und dessen Konzentrationsfähigkeit abhängt.
Der Glaube hilft viel und kann Berge versetzen. :wink:

Hasta pronto

Flow
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Es funktioniert

Beitrag von Alez »

Hallo Leute,
ich kann es kaum Glauben, es ist 30 Jahre her als ich wie ein Wahnsinniger fast jeden Tag Kunst und Turmspringen trainiert habe.
Mentales Training gehörte zum Programm und es hat durchaus was gebracht.
Der Bewegungsablauf beim Fliegenfischen ist auch ein sehr schönes Körpergefühl und ich kann sagen das diese Art von Training meine Technik verbessert :!:
:) TL Alez :)
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sil
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Beitrag von sil »

Hi Alez!

wie sieht denn so Dein mentales Training aus?


ciaoi

sil :smt039
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Alez
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Mentales Training

Beitrag von Alez »

Servus Sil,
am besten geht's bei mir wenn ich entspannt im Bett liege.
Ich stelle mir die Bewegungsabläufe immer wieder genau vor.
Mentales Training ersetzt das reale Training natürlich nicht, aber es ist eine wirkungsvolle Ergänzung.
:) TL Alez :)
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