Kann man den Fischen einen Schlupf vorgaukeln?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Jondalar
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Kann man den Fischen einen Schlupf vorgaukeln?

Beitrag von Jondalar »

Die Saison ist ja schon fast abgeschlossen und dieses Jahr konnte ich ein sehr interessantes Phänomen beobachten.

An meinem Hausrevier dem Schwarzen Regen ist nur das Fischen mit der Trockenfliege erlaubt. Deswegen kommt es auch mal vor das die Fische über Stunden nur sehr wenig von sich zeigen. Als wieder mal Beißflaute war habe ich mir eine Stelle im Fluss gesucht von der ich wusste, daß hier Fische sein müssen. Diese Stelle habe ich dann mit sehr vielen Würfen beackert. Teilweise habe ich die Drift abgebrochen um schneller einen neuen Wurf an den Anfang der Stelle an der ich Fische vermutete zu werfen. Nach zehn Minuten ist dann die erste Forelle gestiegen. Zuerst ein wenig halbherzig bei der darauffolgenden Drift aber doch sehr vehement. Nach dem der Fisch gefangen war konnte ich einige Nachläufer sehen und noch drei Bachforellen fangen. An den anderen Stellen im Fluß war kein Steigzeichen zu beobachten. Nur an dieser einen Stelle die ich bearbeitet hatte waren die Fische am Steigen.

Nach diesem Erlebnis habe ich mich gefragt ob man mit vielen Würfen an die gleiche Stelle den Fischen einen Insektenschlupf vormachen kann.

Was denkt Ihr?
Viele Grüße, Thomas.
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hdidi
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Beitrag von hdidi »

Hallo Thomas :wink:

Ich habe diese Beobachtungen schon lange gemacht, aber nur bei Bachforellen !!
Gerade der Drift bringt sie fast zur Rage.
Bei mir hier fische ich aber immer wieder fleissig mit der Trockenen weiter, auch wenn keine Äschen steigen.
Und ich werde (fast) immer sehr reichlich belohnt dafür :)
Grüsse aus Roding
Dieter
Jürgen Anacker

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Beitrag von Jürgen Anacker »

hallo jondalar,

ich habe diese erfahrung auch BF,RB, äschen aber auch bei aiteln (döbel) gemacht. du mußt halt auch wirklich eine gute stelle wissen wo sicher fischlein stehen.

geschichte 1:
ich kannte einmal einen witzbold...der hat manch seiner alte fliege einfach an solchen stellen geschmissen (haken wurde vorher abgebrochen!)
und du wirst lachen...nach 5 fliegen + sind dann doch die forellen gestiegen...und auf eine diesmal "scharfen" trockenfliege dann gefangen worden :)
sachen gibt es :)

geschichte 2:
auch kannte ich einmal einen guten fischer...der hat sehr oft ohne haken gefischt!!! er wollte bloss sehen wie die forelle steigt!

beide geschichten sind wahr!!!! :)

gruss, jürgen
derflow
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Beitrag von derflow »

Moin Jürgen!

.....zu Geschichte 1 ......finde ich nicht gut - a) Umweltverschmutzung b) dürfte das schwer verdaulich wenn nicht sogar tödlich enden

.....zu Geschichte 2 .......find ich Klasse - Forellen verar***en :lol:

Gabs da nicht im Film "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" den "Schwattenwurf" von Paul ? Hatte glaube ich den selben Zweck ....obs funktioniert ????
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
Jürgen Anacker

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Beitrag von Jürgen Anacker »

hallo florian,

zu geschichte 1....ich hab da natürlich jetzt nicht jede fliege beobachten können...aber ich kann mir doch vorstellen...das nen fisch so ein fliegenteilchen wieder schnell ausstößt! wenn er keinen anschlag von der rute bekommt :)

ich habe einen bericht einmal gelesen...im fliegenfischer vor ein paar jahren...da hat man einem fisch einen haken zum schlucken gegeben...und über röntgenaufnahmen hat man gesehen wie der haken zersetzt wurde. natürlich hat eine fliege nicht nur einen haken...sonder auch anderen kram außen rum...betreff der verdauung!

gruss, jürgen
derflow
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Beitrag von derflow »

Ich habe vor Jahren mal einen Bericht gelesen, wo der Haken bei einem Aal irgendwann seitlich aus der Haut gewachsen ist...... Bei Hechten soll die extrem agressive Magensäure sogar binnen 14 Tagen Haken komplett zersetzen.... habe schon einen Hund gesehen der einen Köderfisch samt Drilling mit Stahlvorfach fraß und dieser dann irgendwann wieder hinten rausbaumelte....... aber Sinn und Zweck der Sache (zu sehen ob die Fische steigen) kann es doch nicht sein mit "Müll" anzufüttern. Dann schon eher - auch wenn es nicht gerade dem Ideal von Trockenfliegenpuristen entspricht - mit Toastbrot anfüttern und die Brotfliege dranknoten :shock:
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
Jürgen Anacker

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Beitrag von Jürgen Anacker »

hallo florian,

du hast recht! ich sehe es auch genauso wie du!

ich würde das mit den hakenlosenfliegen nicht tun und auch nicht ohne haken fischen! wenn möchte ich ab und zu auch einen fischen mitnehmen...und essen!
glücklicherweise bin ich ein schlechter fischer...bei dem die fischlein...plötzlich kurz vor der landung abgehen :wink: ich überlege schon seit fast 12 jahren woran das liegen könnte :( :D

gruss, jürgen
derflow
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Beitrag von derflow »

...dagegen hab ich auch noch kein Rezept gefunden :lol:
Gruß

Florian

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Beitrag von Niederbayer »

Genau diese Erfahrung mit dem "Fliegenschlupf imitieren" habe ich auch gemacht!

Aber ich würde jetzt nicht so ins Extrem gehen wie die Kollegen und anfüttern bzw. hakenlos fischen! Ich gehe ja fischen um was zu fangen und deswegen "beackere" ich die Stelle eben zig mal mit der gleichen "scharfen" Fliege... solange bis ich meinen Zielfisch gefangen habe! Und wie schon @hdidi sagt, wird das meistens belohnt!
MfG und Petri Heil
Thomas
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Beitrag von Maggov »

derflow hat geschrieben:Ich habe vor Jahren mal einen Bericht gelesen, wo der Haken bei einem Aal irgendwann seitlich aus der Haut gewachsen ist......
Hi Flow,

kenne ich auch - war damals in einem Blinker Heft eine wirklich sehr interessante Fotostrecke. Sicher mehr als 15 Jahre her!
derflow hat geschrieben:Dann schon eher - auch wenn es nicht gerade dem Ideal von Trockenfliegenpuristen entspricht - mit Toastbrot anfüttern und die Brotfliege dranknoten :shock
Jetzt sind wir mal nicht päpstlicher als der Pabst (so habe ich 50% meiner Karpfen gefangen!):

1. Die Brotfliege ist zu 80% eine Trockenfliege
2. Anfüttern = Schlupfsimulation und
3. Brotfliege = Matching the Hatch

Das geht scho... .genauso darf man m.M. sich als Trockfliegenpuristen bezeichnen wenn man mit dem Popper fischt.

Einzuge Bedingung ist dass mein beide Taktiken bei Forelle und Äsche der Ehre halber nicht einsetzt wenn Zuschauer dabei sind ;) ...

Das Problem ist eher dass die Anderen meinen wir Trockenfliegenheinis wären so kleinlich ;)

Zum ursprünglichen Thema:

Manchmal muss man m.M. nach die Aufmerksamkeit der Fische für die Trockene gewinnen. Das kann man mit einer etwas unsanfteren Präsentation manchmal auch erreichen, manchmal indem man Fische sehr direkt anwirft (Schnappreflex) und manchmal auch durch sehr viele Wiederholungen. Vielleicht provoziert es die Fische auch es einfach mal zu probieren.

Der Grund warum ich glaube dass es sich um keine ausschließliche Schlupfsimulation handelt ist dass man zum einen zwischendrin das Muster wechseln kann und zum anderen Muster fischen kann die nichts imitieren was am Wasser vorkommt und trotzdem den gleichen Effekt beobachten kann (Fisch steigt nach der zigsten Präsentation).

LG

Markus
Hartmut
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Beitrag von Hartmut »

Hi Jondalar,
wenn die Fische partout nicht auf die Trockenfliege beissen möchten gehe ich an eine anspruchsvolle, bzw. schwer mit der Trockenfliege erreichbare, Stelle und übe eine gute Präsentation meiner Fliege. Dabei konnte ich schon einige gute Fische fangen und bei der normalen Pirsch am Wasser habe ich gleich den richtigen Dreh für kitzlige Stellen raus.
Petri
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Jondalar
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Beitrag von Jondalar »

Hoi da hat sich aber viel getan seit heute Nachmittag.

Eine saubere Präsentation ist die halbe Miete. Danke für den Tipp. Was mich so fasziniert hat war als die erste Forelle sich an die Oberfläche bemüht hat, die Anderen sich anscheinend auch nach oben orientiert haben. Da kann aber der Futterneid natürlich auch eine Rolle spielen.
Viele Grüße, Thomas.
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gespliesste
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Beitrag von gespliesste »

Hallo,

Zur Ausgangsfrage aus dem Thread ... ich meine das geht nicht!

Das ist eine sehr spannende Frage die mich auch immer wieder beschäftigt. Aus meiner Erfahrung über all die Jahre mit der Trockenfliege würde ich definitiv sagen: Es funktioniert nicht, ein Schlupf muss wohl mehr ausmachen, als die beständige Präsentation einer Fliege an einer bestimmten Stelle.

Zumindest habe ich keine reproduzierbaren Erfolge durch die wiederholte Drift der selben Fliege über ein und dieselbe Stelle erzielen können. Immer mal wieder ein Fisch nach langen versuchen, aber ich hatte noch nie eine Situation, in der ich sagen würde da habe ich durch meine wiederholte Präsentation einen echten Schlupf imitiert und die Fische verhalten sich wie bei einem natürlichen Schlupf.

Ich denke, man kann einen einzelnen Fisch mit Beharrlichkeit, Ausdauer und Geschick zum steigen überreden, aber das heisst ja nicht das einen Schlupf imitieren konnte.
Maggov hat geschrieben: 1. Die Brotfliege ist zu 80% eine Trockenfliege
2. Anfüttern = Schlupfsimulation und
3. Brotfliege = Matching the Hatch
Man Maggov, wenn das der gute alte Ernie Schwiebert lesen könnte, ich glaube er müsste mit diesen neuen Erkenntnissen sein gleichnamiges Buch noch mal umschreiben. :wink:


LG,

Olaf
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"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
Maggov
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Beitrag von Maggov »

gespliesste hat geschrieben:
Maggov hat geschrieben: 1. Die Brotfliege ist zu 80% eine Trockenfliege
2. Anfüttern = Schlupfsimulation und
3. Brotfliege = Matching the Hatch
Man Maggov, wenn das der gute alte Ernie Schwiebert lesen könnte, ich glaube er müsste mit diesen neuen Erkenntnissen sein gleichnamiges Buch noch mal umschreiben. :wink:


LG,

Olaf
Jo - dann gäbe es wahrscheinlich auch eine Brotnymphe :wink:

Is' halt alles ne Frage des Blickwinkels :mrgreen:

LG

Markus
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:40, insgesamt 1-mal geändert.
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