Kurzer Ausflug in das „Jetzt“. Mein Name ist Konstantin, bin 22 Jahre jung und studiere im 2. Semester Optoelektronik/Lasertechnik. Irgendwie kam ich in meinem jugendlichen Leichtsinn auf die Idee, ich müsste (erneut) mit dem Fliegenfischen anfangen. Jetzt benötige ich einfach viel Stoff zum lesen um mich mit der Materie vertraut zu machen.
Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu bös, wenn ihr am Anfang nicht viel von mir hören werdet, außer eventuell ein paar Fragen.
Seit 3 Jahren bin ich mit der modernen Spinnangelei beschäftig und fische hauptsächlich auf Barsche. Einer der schönsten Fische, wie ich finde.
Soviel mal (kurz) zu meiner Person.
Wer jetzt noch mehr über mich, allgemein über meine anglerische Laufbahn, erfahren möchte muss einfach den folgenden Roman lesen.
Also warum erneut anfangen?
Blicken wir doch kurz in die Vergangenheit.
Vor etwa 18 Jahren müsste ich meine Angelkarriere begonnen haben. Mein Onkel nahm mich damals immer mit an den Fluss (Neckar). Natürlich lernte ich zunächst einmal die ganzen Grundangelarten. Köderfische stippen, Grundmontagen, das Fischen mit der Pose, ab und an wurde auch mal ein Gummifisch durchgekurbelt. Rundum war ich ein glücklicher, kleiner Junge am Wasser. Das Rauschen des Flusses war das schönste Geräusch, welches ich in meinem Leben gehört habe, bzw. immer noch hören kann. Auch heute noch bleibe ich gerne an Wehren stehen und höre einfach dem Wasser zu.
So bin ich also mit der Verbundenheit zum Wasser und der Natur groß geworden, was mich wohl sehr geprägt hat. Nach einigen Jahren der Plumsangelei war es dann so weit. Ich war gerade bei meiner Oma, als mein Onkel mir eine Fliegenrute in die Hand drückte, eine Rolle Klopapier und eine VHS! Kassette. Ich weiß leider nicht mehr wann das war, auf jeden Fall lange vor der „digitalen Zeit“. Da war die VHS immer noch Marktführer und DVDs konnte sich kein Mensch leisten.
„So Bub! Wir lernen jetzt Fliegenfischen!“ meinte mein Onkel. „Jetzt kuckst dir das Video an und dann gehst bei der Oma auf die Wiese! Von dem Klopapier machst dir ein Fitzelchen ab und knotest das an das Vorfach, das wird die Übungsfliege.“
Also gut, Video angekuckt, raus auf die Wiese von der Oma und los ging’s mit den ersten Wurfversuchen. Mein Onkel korrigierte mich hin und wieder, hatte aber selbst noch relativ wenig Erfahrung auf dem Gebiet. „Untendurch, Obendrüber, Untendurch, Obendrüber, Untendurch, Obendrüber…“ Nach einer Woche Wurfübungen war es dann soweit. Hab dann ein Wochenende bei meinem Onkel verbracht und wir fuhren an den Neckar. „Bub, da hast eine Wathose!“ Unglaubwürdig schaute ich dieses Geschoss an Wathose an und wollte schon fragen ob das sein Ernst war, denn ich war in etwa so groß wie ein Bein von dem Teil, Schuhgröße 46, als schon der Kommentar kam: „Da wächst noch rein!“ Kleine Randbemerkung hierzu: Mein Onkel sollte nie Recht bekommen, denn ich habe die Wathose heute noch und sie ist noch immer viel zu groß.
Also gut. Rein in das Ding und losgeschlappt. Das Gefühl im Fluss zu stehen war überwältigend. Um mich nur Wasser und der schöne Lärm eines Wehres, an dessen Fuß wir uns postierten. „Bub! Das ist eine Goldkopfnymphe. Die wirfst quer über den Fluss und lässt sie mit der Strömung nach unten treiben!“
Gesagt, getan. Und schon wenige Würfe später hatte ich den ersten Biss. Eine Bachforelle wollte die Nymphe haben und bekam sie auch. Ich habe einfach angehauen und schlug natürlich sofort das Vorfach durch. „Bub! Die hast ordentlich versemmelt. Die will heut garantiert nicht mehr.“ Kleine Randbemerkung hierzu: Wieder sollte mein Onkel nicht Recht bekommen…
Ich habe also die nächste Goldkopfnymphe aus der Fliegenbox geholt, angeknotet und sofort die gleiche Stelle angeworfen. Biss! Diesmal nicht angehauen wie ein Irrer und es ging los... hat die ein Theater gemacht. Eine schöne, stämmige Bachforelle näherte sich meinen Füßen und mein Onkel sicherte sie im Kescher. „Bub! Guck mal was die im Maulwinkel hat!“ … die zuvor abgerissene Goldkopfnymphe.
Das war mein erster und auch letzter Ausflug mit der Fliegenrute. Warum weiß ich heute nicht mehr so genau. Ich glaub das lag unter anderem daran, dass mein Onkel kaum noch zum Fischen kam, geschäftlich weit weg ziehen musste und ich irgendwie das Interesse am Angeln verlor. Denn ich kam ja langsam aber sicher in die Pubertät. Und ganz ehrlich, da sind gaaaaanz andere Dinge von größerer Priorität, als Fische fangen. So angelte ich mehrere Jahre nicht mehr und wurde erst durch meinen Bruder wieder angesteckt. Der ist übrigens 5 Jahre jünger und hat mit der Angelei begonnen, als ich aufgehört habe. Irgendwie hat mich das wieder erneut motiviert, als er einige schöne Karpfen gefangen hatte. Und so machte ich also mit 17 meinen Schein und fing wieder an zu angeln. Die vermutlich beste Entscheidung, die ich in meinem Leben bis jetzt getroffen habe. Allerdings begann ich in einem ganz anderen Bereich. Ich trat in den Angelverein ein und war dann (also vor 5 Jahren ziemlich genau) mit 17 natürlich noch in der Jugendgruppe. Und beide Jugendleiter waren ambitionierte Karpfenangler. Also kam was kommen musste. Ich wurde auch einer. Auch wenn mich die Angelei nicht einmal so dermaßen begeistert hat, aber den Umgang mit den Fischen fand ich faszinierend.

(Zumal ich bei meinem Fischerlehrgang gelernt habe, dass ich jeden Fisch niederknüppeln muss, den ich fange. Was für ein Schwachsinn. Aber das ist ein ganz anderes Thema.) Auch das ganze Drumherum war schön. Schlafen am See, morgens von den ersten Sonnenstrahlen und den Vögeln geweckt zu werden und einfach dem Alltag entfliehen zu können. Nur, wie schon gesagt, faszinierte mich die Fischerei eher weniger. Ich fand, es war einfach nichts Besonderes, einen Futterplatz anzulegen und darauf zu warten, bis ein Karpfen an der Selbsthakmontage hängen blieb.
Davon bin ich dann etwas abgekommen, als ich das Spinnfischen entdeckt hatte (war Ende 2009), durch einen guten Angelkameraden und Freund. Dieser war des Öfteren an einem unserer heimischen Seen und faulenzte dort seine heiß geliebten Barsche, wie auch an jenem November 2009, als ich in meinem Zelt hockte und mal wieder auf einen Run wartete ...
Plötzlich stand er da, mit krummem Stöckchen und zog einen 45er Barsch an Land... und für jemanden wie mich, der nur die "Wurm-vom-Haken-klauer-Barsche" in 20 cm kennt, ist das mal ein erschreckendes Erlebnis, wie groß die Barsche wirklich werden ... Deshalb wollte ich unbedingt auch so einen traumhaft schönen Fisch fangen... gesagt, getan!
Ein paar Tage später stand ich am See mit seinem Tackle und er erklärte mir das "Faulenzen" ... wies mich zurecht und zeigte mir auf was ich achten soll. Ich konnte mir aber nicht so recht vorstellen, wie so ein Biss auszusehen hat, nach Anweisungen wie: "Ja, gibt so nen Tock!" und "beobachte die Schnur, die zieht auch oft einfach zur Seite! Dann gibste ihm eine!" ALLES KLAR! Freaks... absolute Freaks, diese Kunstköder-Angler
...und dann kam er: TOCK! ...und wie der kam! Reflexartig schlug ich an und hatte ihn:

Meinen ersten Kunstköder-Barsch. Dieser veränderte schlagartig mein Leben. Ich begann mit dem Spinnfischen. Ein Stück Plastik oder Gummi so zu animieren, dass es ein Fisch für Nahrung hält, faszinierte mich um einiges mehr, als einen Karpfen mit „natürlicher“ Nahrung zu überlisten. Ich beschäftigte mich intensiv mit der Materie. Nicht, dass ich das auch bei den Karpfen gemacht hätte. Ich las sämtliche Bücher die ich finden konnte, schaute mir viele Videos darüber an und schrieb sogar eine Seminararbeit im Zuge des Abiturs über den Karpfen. Ich wage zu behaupten, dass ich das einzige Abiturzeugnis besitze, in dem „Der Karpfen“ steht.
Auf jeden Fall war das mit dem „normalen“ Spinnfischen nicht genug und ich fand (wie so viele vor mir) das Spinnfischen mit der Multirolle (neudeutsch: Baitcaster) für mich. Und mit den Baitcastern kamen dann noch Qualitativ höherwertigere Ruten aus Japan dazu. Es biss mich wahrlich der Tackleaffe. DAM, Berkley, Abu und Co. verließ meinen Angelkeller und es folgten Major Craft, Daiko, Megabass und Konsorten. Und das Gefühl, ein hochwertiges Angelgerät in die Hand zu nehmen ist auch unbeschreiblich. Es macht einfach Spaß.
Und dann passierte folgendes: Ich ging nicht mehr zum Angeln um Fische zu fangen, nein. Ich ging zum Angeln, um zu Angeln. Mit so einer Combo war es einfach nur herrlich seine Köder durch's Wasser zu zuppeln, den Köder und das Gewässer zu spüren und sich des Lebens zu erfreuen. Baitcasten bzw. Spinnfischen war eine ganz andere Welt geworden. Fische fangen, eher nebensächlich. Allein das Werfen und das Angeln mit diesen Combos befriedigen mich voll und ganz. Wenn dann noch einer einsteigt, traumhaft.
Naja. Und irgendwie hatte ich die Idee, ich müsse einen Hecht auf einen Streamer fangen. Darum hab ich mir letztes Jahr eine Fliegenrute zum Streamer werfen gekauft, um mal wieder etwas Fliegenfischerluft zu schnuppern. Für alle die es interessiert, es ist nichts hochwertiges, aber soll wohl ein relativ zweckerfüllendes Gerät sein: Exori Classic Fly Evolution, 9'6" AFTM: 7/8, mit einer Exori Legend Fliegenrolle. Da ist irgend so ein Jenzi Backing drauf mit einer Cortland WF #7.
Seitdem ich diese Besitze, hab ich sie im Keller eingelagert. Irgendwie habe ich es kein einziges Mal geschafft, mit dem Gerät wirklich ans Wasser zu kommen.
Außerdem muss um die Zeit meines ersten Fliegenfischerausflugs eine Fliegenrute in meinen Besitz übergegangen sein. Dabei handelt es sich um eine Shimano Stradic Fly Super Graphite in 8‘6“ AFTM: 5/6. Keine Ahnung was die kann, aber es wird Zeit, dass ich das herausfinde.
Seit mehreren Tagen schau ich mir Fliegenfischervideos an, lese viel im Internet darüber und stöbere in diversen Fliegenfischershops.
Ich habe mich auch schon bei einem anderen Angelverein beworben, denn mir fehlen die Gewässer.
Das Projekt „Fliegenfischen“ ist also in der Startphase.
Darum fange ich jetzt mit der Fliegenrute „erneut“ an.
Da mir einfach viele Informationen darüber fehlen, habe ich mich natürlich noch in dem Forum hier angemeldet. Ich hoffe, dass ich hier fündig werde. Aber da bin ich zuversichtlich.
Soviel mal zu mir und meinem anglerischen Werdegang. Es hat sich viel getan über die letzten Jahre der Angelei. Aber eines ist immer noch gleich. In der Natur am oder auch im Wasser zu stehen ist eines der schönsten Dinge, die einem den sonst so oftmals tristen Alltag vergessen lassen.

Angeln um des Angeln's willen und nicht um Fische zu fangen.
Das ist nur ein toller Nebeneffekt, der es dann vollkommen macht.
… und jetzt auf ein fröhliches Miteinander!
Grüßle
PS: Der Text muss eine Zeit reichen an Lesestoff von mir. Ich weiß ja vom Fliegenfischen nicht wirklich was und kann mich deshalb schwer beteiligen.
Übrigens komme ich aus 73430 Aalen, falls also jemand aus der Nähe kommt, kann sich gerne mal melden, vielleicht kann man ja mal gemeinsam Fischen gehen.
(manche mögen mich evtl. aus anderen Foren kennen )






