Lachsfischen auf Kola | Strelna & Chapoma
Sommer 2013 | Ein Reisebericht von Daniela Bevilacqua

Nun verstehe ich ihn endlich, diesen Mythos um den Atlantischen Lachs! 
Wieso um die halbe Welt Reisen nur wegen diesem Fisch? Nun, wo ich es selbst gemacht habe, weiß ich warum. Es ist ein wunderbarer Fisch, schwierig zu fangen und echt sauer, wenn man ihn am Haken hat... Aber der Reihe nach!
Wir haben bei Russija Fishing eine Woche Lachsfischen am Strelna und Chapoma gebucht und freuten uns eine gefühlte Ewigkeit, bis es los ging. Am 5. Juni war es dann endlich soweit, bereits um 7:00 Uhr in der Früh durfte jeder der Reiseteilnehmer ein kleines Geschenk entgegen nehmen: ein Russija-Fishing Cap.
Ich war mir zuerst nicht sicher, ob ich dieses pinke Ding, welches nur für mich in dieser Farbe gemacht wurde, wirklich hübsch finde, doch jetzt gebe ich das nie wieder her, denn es hat eine unglaublich schöne Reise mit mir erlebt!
Mit 411,8 Kilogramm Gepäck flog der schweizer Teil der Gruppe los in Richtung St.Petersburg, voller Vorfreude und Hoffnungen wurde heftig diskutiert über die besten Fliegen, Ruten, Rollen, Schussköpfe und ähnliches, um die Zeit im Flieger totzuschlagen.
Naja, in Russland wird man (oder Frau) ja nicht gerade freundlich in Empfang genommen, aber dank der Organisation von Wladimir hat alles mit den Visums geklappt und wir durften russischen Boden betreten.
Um die Warterei auf unsere Kollegen aus Deutschland zu überbrücken, tranken wir die ersten Biere und etwas später stand dann auch der 
Bus, offeriert von unserem Veranstalter, zur Stadtrundfahrt bereit. Dieser brachte uns durch den Stau in die Innenstadt, um in einem russischen Restaurant etwas zu Essen und wieder zurück an den Flughafen, zum Weiterflug nach Murmansk.
Dort angekommen, wurden wir sofort in zwei Busse geladen und nach Umba gefahren. Der Tankstellen- Hot Dog war ein willkommenes Frühstück, bevor wir endlich vor dem beeindruckenden MI-8 Helikopter standen. Alle Kameras schnellten hervor, um das Ungetüm auf Bild festzuhalten, ich bin sicher, das dies bis zum Schluss das meistfotografierte Motiv blieb, wohl aber auch das beeindruckendste.

In der knappen Stunde Flug über die Kola Halbinsel war nicht viel an Zivilisation zu entdecken, nur noch Bäume, Seen, ein Adler, das Weiße Meer und dann endlich unser Ziel: die Lodge am Chapoma.

Hier teilten wir uns in zwei Gruppen und verabschiedeten uns vorläufig von unseren Freunden, denn wir durften nochmals ein paar Minuten länger mitfliegen, um in der Strelna Lodge unser erstes Quartier zu beziehen.


In unserer Lodge war es eher wie in einem Hotel als in der Wildnis Russlands, denn als erstes gab es etwas zu Essen. Dies blieb auch bis zum Schluss der Mittelpunkt hier, da die Köchinnen uns mit Leckereien zudeckten – ich bin sicher, alle von uns haben ein paar Kilo mehr mit nach Hause genommen!
Gierig darauf die Fliege zu schwingen, brachten uns unser Guide Roger und sein russischer Kollege Sascha zum Fluss und zeigten uns die schlechten News: sechs Wochen ohne Regen und Temperaturen bis über 25 Grad hatten dem Wasserstand schwer zugesetzt, was auch hieß, dass fast keine frischen Fische hinaufzogen. Den schlechten Nachrichten zum Trotz fing Mauro keine Stunde später den ersten Fisch und zeigte uns anderen, wie es geht.
Beim Abendessen mit frischem Lachs-Sashimi frönten wir der netten russischen Tradition, dem Wodka. Die ersten Flaschen wurden von Roger spendiert und damit fleißig der erste Erfolg gefeiert. 

Die nächsten Tage führten uns die beiden Guides am Fluss entlang, was bei den heißen Temperaturen teilweise ganz schön anstrengend war.

Wenn es Windstill war, hätten wir die Sonne gerne nur im T-Shirt genossen, aber unsere „Kollegen“ Mosiktos hatten etwas dagegen.

Ich konnte meinen ersten Lachs dann mitten in der Nacht überlisten. Direkt nach dem Biss wusste ich: das muss einer sein, denn immer wenn ich Roger fragte, wie ich weiß, wann ich einen Lachs am Haken habe, sagte er mir, ich werde es merken - und er hatte Recht. Trotz des energischen Kampfes und den schnellen Fluchten des Fisches konnte ich ihn kurz vor einem kleinen Wasserfall stoppen. Nach diesen aufregenden Minuten konnte ich endlich den Lachs in den Händen halten. Meinen ersten echten atlantischen Lachs, wow... ich war stolz wie selten zuvor und mein Freudenschrei weit zu hören...

Fast die ganze Gruppe war in dieser Nacht unterwegs und so stießen wir morgens um Vier alle zusammen mit einer Flasche Wodka auf die erfolgreiche Nacht an, denn ich war nicht die einzige mit Erfolg.
Vereinzelt wurden in den nächsten Tagen weitere Lachse gefangen und auch aus der anderen Gruppe am Chapoma war positives zu hören. Zudem konnten wir wunderschöne Bach- und Meerforellen fangen, welche wunderschön gezeichnet und in größerer Zahl vorhanden waren. Ich war hin und weg von meiner Bachforelle, es war definitiv die schönste, die ich je gefangen habe und ein außerordentlich gutes Trostpflaster.
Am dritten Tag wurden wir mit einem ziemlich alten Militär- Lastwagen abgeholt, um in die Lodge am Chapoma gebracht zu werden. Dies war eine abenteuerliche Fahrt am Strand entlang, durch Flüsse, Büsche und tiefe Löcher auf den „Straßen“. Der Fahrer beeindruckte mich, dieses alte Fahrzeug schien nicht wirklich auf ihn hören zu wollen und er musste ständig an einem der etwa 8 Hebel ziehen, damit es weiter geht.
Die Chapoma Lodge ist in perfekter Lage platziert, direkt am Weißen Meer vis a vis vom kleinen Dorf Chapoma, wo ca. 30 Leute das ganze Jahr über wohnen. Unsere Köchinnen kamen jeweils mit dem Boot zur Arbeit und hatten natürlich auch hier bereits etwas vorbereitet, um uns nicht hungrig ins Bett zu schicken.
Trotz der nur 30 Kilometer Distanz zum Strelna war es hier fast wie in einer anderen Welt, es gab weniger Steine, mehr Grünflächen und der Fluss hatte ein ganz anderes Gesicht. Ein hübsches Gesicht würde ich sagen! Ein Teil der Gruppe wurde mit dem lustigen Fahrzeug an einen weiteren Fluss gebracht, den Pjaliza, welcher auch viele Lachse enthielt und auch wunderschön war. 

An beiden Flüssen konnten wir ständig Lachse springen sehen, was es aber nicht einfacher machte, sie zu fangen. Trotzdem konnten einige Fische gelandet werden und ich verlor einen nach ein paar Minuten Drill knapp vor meinen Füßen.

Auch diese drei Tage vergingen viel zu schnell und am siebenten Tag kam uns der Helikopter wieder abholen. Die andere Gruppe war bereits an Bord und so flogen wir vollbepackt wieder zurück in die Zivilisation. Obwohl Umba, unsere erste Haltestelle, nicht viel mit Zivilisation zu tun hat, doch es war schön, wieder auf geteerten Straßen herumgefahren zu werden.
Abends trafen wir im nördlichsten 4-Sterne-Hotel der Welt in Murmansk ein und genossen alle eine Dusche, ich vermisste die Sauna aus den beiden Lodges trotzdem bereits ein wenig. 

Am nächsten Tag organisierte uns Wladimir einen Tag fischen an der Kola und der Ura, um die zwei Tage in Murmansk zu überbrücken. Diese wurden eingeplant, falls der Heli nicht hätte fliegen können. Ich war in der Gruppe, welche die Ura befischen konnte, leider hatte ich selber keinen Erfolg, doch in der Gruppe an der Kola wurde ein Meter-Fisch gefangen! Da es das erste Mal organisiert wurde, klappte nicht alles reibungslos, eben russisch... aber Roger setzte sich lautstark für seine Gäste ein.

In der Haus-Disco stieg noch unsere Abschlussparty mit vielen Getränken und guter Stimmung. Erstaunlich, wie hübsch die geschonten weißen Hemden auf der Reise geblieben sind. Die ganze Nacht wurde durchgefeiert und ein paar hatten noch verschlafene Gesichter, als wir auf unserer Rundfahrt durch Murmansk noch den Eisbrecher Lenin und weitere bekannte Denkmale besuchten.

Ein gelungener Abschluss für eine sehr aufregende, abenteuerliche und wunderschöne Reise!

Unsere lange Heimreise führte uns wieder mit Bus, Flugzeug und einige Stunden an Flughäfen zurück nach Zürich, wo wir uns von allen altbekannten und neuen Freunden verabschieden mussten. Schon ein komisches Gefühl, wieder unter allen diesen Menschen mitten in der Stadt zu sein, doch mit vielen schönen Erinnerungen und müden Knochen schlief ich herrlich gut im eigenen Bett. Es war wirklich ein tolles Abenteuer und sehr schöne Zeit! Obwohl es nicht ganz einfach war, als einzige Frau mit 20 Männern in die Ferien zu fahren, hier jedoch ein großes Kompliment an Roger von Russija Fishing, er hat das super gemanaged und es war mir eine Ehre, als erste Frau den Strelna zu befischen.
Wenn ihr mögt, folgen nun noch einige Bilder und ein Video, sowie Reiseinfo-Links.











VIDEO: Hier findest Du das Reise-Video zum Bericht - ein cool gemachter 12-Minuten Clip!
(Quelle: YouTube)

 

Nützliche Kola-Links:
Buchungsinfos unter www.baikal-reise.de
Weitere Kola-Reiseberichte im Fliegenfischer-Forum:
Halbinsel Kola - Fliegenfischen „russian style“ | Teil 1 - Die Tundra: Auf der Yokanga in Richtung Eismeer | Ein Reisebericht von Clemens Ratschan (Klick)
Halbinsel Kola - Fliegenfischen „russian style“ | Teil 2 - Die Taiga: Auf der Umba zum Weißen Meer. | Ein Reisebericht von Clemens Ratschan (Klick)
Kola: Yokanga 19.7.-26.7.03. Von Wilfried Kaser (Klick)
Kola Trout August 2002. Von Christian Eckert (Klick)
Allgemeine Kola-Infos (Wikipedia)




Ein Bericht von Daniela Bevilacqua für www.fliegenfischer-forum.de - August 2013. Fotos / Copyright: Daniela Bevilacqua und Russija Fishing.
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