Geräte-Besprechung - Fliegenrollen:
PELZ REELS - NANUK #6-8 und #8-10
Wieder kommt eine neue Fliegenrolle aus Deutschland und Fliegenfischer-Forum stellt sie Ihnen erstmals im Test vor: die NANUK von Pelz Reels - hergestellt in Heilbronn/Baden-Württemberg. Firmeninhaber Peter Pelz hat als erfahrener Lachsfischer bei seinen vielen Trips in Übersee, wie z.B. auf Kodiak Island oder in der Karibik auf Los Roques die Notwendigkeit einer absolut robusten Rolle mit einer Bremseinstellung auf der Kurbelseite entdeckt. Als jahrzehntelanger Maschinenbau-Zulieferer an die Flugzeug-Industrie war die Umsetzung seiner Vorgaben in einen Prototypen sehr bald erfolgt. Dieser Prototyp wurde 2 Jahre lang auf maximale Robustheit und Praxistauglichkeit getestet. Im Winter 2012 wurde dann die erste Kleinserie mit 60 Rollen unter dem Rollennamen NANUK aufgelegt und im Sommer 2013 erhielt die Nanuk schließlich mit einheitlichem neuen Design und nochmals optimierten Innenleben Serienreife. Die Oberflächenvergütung der NANUK ist äußerst kratzfest durch eine spezielle Hart-Coatierung, verschiedene Rollenfarben sind aufgrund dieses Herstellungsprozesses jedoch nicht möglich. Die verwendete Aluminium-Legierung T-7075 ist die härteste heutzutage im Rollenbau verfügbare. Die NANUK Großkernfliegenrollen verfügen über eine patentierte Bremseinstellrad-Positionierung auf der Kurbelseite sowie über eine weich und ruckfrei anlaufende Multi-Disc-Bremse. In ein und dasselbe Rollengehäuse passen beide der verfügbaren Spulengrößen, welche sich nur von der Tiefe bzw. vom Spulenkerndurchmesser her voneinander unterscheiden.
Verfügbare Modelle: (Stand 11/2013)
NANUK #6-8 (Foto unten) + NANUK #8-10 (Foto oben) |  Beide Spulengrößen passen auf universell in jedes NANUK-Gehäuse!
Technische Daten: (eigene Messungen)
Farbe: Wild-Olive/Weinrot
Gewichte: Rolle komplett: (#6-8) 220 Gramm, (#8-10) 214 Gramm; Spule allein: (#6-8) 116 Gramm, (#8-10) 109 Gramm
Rollendurchmesser: 94,5 mm, Rollenbreite (ohne/mit Kurbel): 45 (67) mm
Spulenbreite Innen: 33,8 mm, Spulenbreite Außen: 40 mm, Spulenkerndurchmesser: (#6-8) 70 mm, (#8-10) 54 mm
Max. Spulentiefe (nutzbar): (#6-8) 12,5 (12,5) mm, (#8-10) 20,7 (20,7) mm
Schnuraufnahme bei einer ganzen Umdrehung mit voller Spule: 30 cm
Schnurfassung: (#6-8) WF-6-F + 125 m 20-lbs Standard Backing; (#8-10) WF-8-F + 125 m 20-lbs Standard Backing oder WF-10-F + 200 m 30-lbs Gelspun Backing
Lieferumfang: Karton, Neopren-Rollentasche
Garantie: 5 Jahre Garantie. Alle Teile können nachbestellt werden. Seriennummer: ja, auf Rollengehäuse Rückseite
Preise: (Stand 11/2013): Beide Modelle (empf. VK), Rolle: 389 €, E-Spule: 149 €. Gravur / Personalisierung ist auf Wunsch möglich.
Beschreibung und Praxistest: Stabile Großkern-Fliegenrolle aus hochqualitativen und sehr harten T-7075 Aluminium, aus dem vollen Block gedreht und gefräst, 100% salzwasserfest vergütet und mit fein einstellbarer Multischeibenbremse. Ansprechendes, modernes Design und unauffällige, reflexionsarme Farbe. Sehr hohe Kratzfestigkeit durch eine spezielle Hart- Coatierung. Die Spule läuft auf einer starken Edelstahlachse im offenen, minimalistischen Rollenrahmen, unter sehr guter Gehäuseplatzausnutzung, mit einer weitgehend offenen Gehäuserückseite. Der Rahmen besitzt zwei seitliche Stege: einen breiteren Steg hinten, an dem sich der zweifach von Außen geschraubte Rollenfuß befindet und einen schmaleren, gelochten Steg vorne mittig für die Schnurführung. Im Gegensatz zu vielen anderen Fliegenrollen greifen die Stege nicht in eine Nut auf der Spuleninnenseite, sondern überragen die Spulenaußenseite ein wenig. Ein ungewolltes Durchrutschen von Schnur, Vorfach oder Backing kommt aufgrund der absolut minimal gehaltenen Abstände kaum vor. 
Nanuk Rollen sind bestellbar für Links- oder Rechthandbetrieb, sie sind jedoch auch später jederzeit umbaubar (Lager ausbauen und umdrehen). Die Spulen wurden auf den Vorder- und Rückseiten sowie den Spulenböden zwecks Gewichtseinsparung und Belüftung dicht mit verschieden großen Lochreihen und Langlöchern versehen. Sie besitzen einen frei laufenden Rand, um bei Bedarf auch eine zusätzliche Handbremsung zu ermöglichen. Auch die Spulenkerne sind durchgehend mit Lochkränzen versehen. Die Kurbeln aus Aluminium sind leichtgängig, ohne jegliches störendes Spiel und griffig, sie besitzen zwei Gummiringe, so dass die Finger an einem unbeabsichtigten Abrutschen gehindert werden. Die mehrfach gelagerten Spulen laufen seidenweich und absolut toleranzfrei auf starken Edelstahlachsen. Bei den Nanuk Fliegenrollen kippelt, wackelt, schleift, klappert absolut nichts oder hat zu viel Spiel: die hohe Fertigungsgüte ist sehr vorbildlich! Zudem wurden alle relevanten Ecken und Kanten der Rollen sorgfältig abgerundet. Auch ein Nachlaufen der Spule, z.B. beim Switch Cast oder beim Zweihandfischen, sucht man bei den Nanuk Rollen vergebens! Beide Testrollen zeigten sich, am Rollenfuß gehalten, als gut ausbalanciert.
In der Nanuk arbeitet eine weich und ruckfrei anlaufende Multi-Disc-Bremse, geschützt untergebracht in der Spule. Mit Hilfe des griffigen und gut bedienbaren Bremseinstellrades auf der Kurbelseite (positiv: kein Umgreifen mehr nötig während des Drills...) lässt sich die Bremse in wenigen Umdrehungen rasch von "frei" bis "kräftig" regulieren. Der Brems-Einstellknopf hat einen Durchmesser von 27 mm, er steht frei und ragt ca. 1,3 cm weit heraus. Dies bringt Vorteile, da die Bedienmöglichkeit desselben auf diese Weise perfekt ist, aber auch den Nachteil, das man, je nach dem wie man die Kurbel greift, beim Kurbeln mit dem Zeigefingergelenk gegen den Bremsknopf stößt. Die Bremskraft lässt sich in über 70 Klicks und 4 kompletten Umdrehungen des Einstellknopfes fein regulieren. Beim Verstärken der Bremskraft erhöht sich auch geringfügig der Einholwiderstand, dies bleibt aber im vertretbaren Rahmen, bringt außerdem den Vorteil, das die Spule nicht nachläuft. Außerdem sollte die Bremse niemals bis zum Anschlag "zugeknallt" werden, denn dann könnte sich beim ersten Schnurabzug das Bremsrad noch einige mm mitdrehen und die Spule könnte im ungünstigsten Fall komplett blockieren (was besonders bei unseren ersten Testmodellen festzustellen war, bei den jetzigen verbesserten Serienrollen jedoch nicht mehr so stark)! Also sicherheitshalber die Bremse nie bis zum absoluten "geht nicht mehr Punkt" festziehen, so wie es auch vom Hersteller der Nanuk Rollen empfohlen wird! Und nötig wird dies ohnehin nicht, denn die Bremskraftwerte (siehe unten) sind in den neuen Nanuk auch so top!
Unser Brems-Testwert (maximales Abzugsgewicht in Kilogramm bei vollständig geschlossener Bremse und bei gefüllter Spule), ergab, dass sich im Normalbetrieb Abzugshemmungen bis rd. 3 Kilogramm (Modell #6-8) und sogar bis 4 Kilogramm (Modell #8-10) erzielen lassen (ohne die Bremse bis zum letzten mm zu schließen). Das sind gegenüber der ersten Serie sehr stark verbesserte und für die meisten Praxisanforderungen weit mehr als jemals benötigte Werte, also absolut top! Ein völlig ruckfreies Anlaufen der Spule ist bei jeder Bremseinstellung gewährleistet, die Bremskraft liegt immer zuverlässig und gleich an. Im Betrieb arbeitet die Rolle in beiden Laufrichtungen geräuschlos. Der Spulenwechsel ist einfach: dazu wird mit Hilfe einer 5- oder 10 Ct.-Münze die Schraube auf der Spulenfront gelöst und herausgeschraubt, dann das Bremseinstellrad abgeschraubt, anschließend kann die Spule herausgenommen werden. Vorsicht: dabei keine Kleinteile verlieren! Im Praxisbetrieb zeigten die ausnehmend präzise gefestigte Testmodelle einen korrekten Rundlauf ohne jegliche störende Toleranzen oder Achsenspiel, weder vertikal noch horizontal. Aufgrund des fehlenden Spulenkontergewichtes weist die Spule bei hohen Abzugsdrehzahlen jedoch ein deutliches Schlagen auf. Jedes technische Detail der Nanuk Rollen funktioniert leichtgängig und zuverlässig.
Nanuk Fliegenrollen besitzen die vollen, sehr geschätzten Large Arbor-Vorzüge, z.B. einen geringen Anlaufwiderstand, einen stets relativ gleich bleibenden Abzugswiderstand und eine rasche Schnuraufnahme. Die Größendimension im Verhältnis zu den vorgesehenen Schnurklassen und den Einsatz an den entsprechenden Fliegenrutenklassen empfinden wir als gut passend und stimmig und die Schnurkapazität ist in allen Fällen sehr ordentlich.
Fazit: Die Pelz Nanuk Rolle ist eine interessante Neuentwicklung und eine Bereicherung des deutschen Fliegenrollenmarktes. Die nach unseren ersten Test im Juni 2013 nun nochmals verbesserte und zur Serienreife gelangte Rolle kann besonders mit einer sehr hohen Fertigungsqualität, einer großen Funktionszuverlässigkeit und der sehr praktischen Eigenschaft, verschiedene Spulen in nur einem Gehäuse zu verwenden, also die Schnurklassen #6 bis #10 auf nur einer Rolle zu fischen, überzeugen. Zudem besitzt die Nanuk nun eine hohe Bremskraft, wie man sie von einer guten Rolle für diese Schnurklassen erwarten darf - und mit ihrer neu gestylten Optik macht sie echt was her...
Bezug: - k.A. - 



Testbericht und Fotos ©: www.fliegenfischer-forum.de - Juni/November 2013
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