Reisereport Atlantiklachs Rückblick Norwegen 2017 - what a day what a Fish - Von Erwin Behrens | Fotos: Renate und Erwin Behrens, Dieter Heidemann |
Wer wie ich eine Lachsstrecke über Jahrzehnte regelmäßig befischt hat, der kennt sich mit Sicherheit gut aus. Die Erfahrung lehrt aber, dass die Verhältnisse vor Ort von Jahr zu Jahr immer wieder andere sind oder sein können. Und das auch dann, wenn man immer in denselben Wochen fischt. Flüsse sind dynamische Systeme, sie befinden sich in einem ständigen Wandel, der auch und gerade durch Naturereignisse wie Hochwasser oder Eisgang ausgelöst werden kann. Im Normalfall wird unsere Fischerei während der Saison durch steigende und fallende Wasserstände mit zum Teil anhaltender Wassertrübung tangiert. Extreme Niedrigwasser verbunden mit hohen Wassertemperaturen sind bekanntlich auch problematisch. Diese Aussagen sind sehr allgemein gehalten, treffen aber im Wesentlichen zu. |
Die ersten Würfe am
späten Nachmittag des Anreisetages.
Der hohe Wasserstand reicht bis an das Grün des Ufers, eine wesentliche Wassertrübung ist z.Z. nicht erkennbar. Tiefhängende wassertragende Kumuluswolken ziehen vom Atlantik kommend über mich hinweg durchs Tal. |
Am Abend werden die Wolken
dann zunehmend dunkler. Die Lufttemperatur fällt binnen Minuten um
einige Grade, es regnet aber noch nicht. Ich vermute, dass die Wolken über
dem Fjell abregnen werden, was mit Sicherheit einen weiter steigenden Wasserstand
und eine Wassertrübung zur Folge hätte.
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Es hat nun doch zu regnen
begonnen, gegen 22 Uhr packe ich die Laute ein. In der Hütte
mache ich mir noch einen heißen Tee, esse ein Stück Spiralwurst
und nach einer weiteren Stunde lege ich mich aufs Ohr.
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Um 6 Uhr in der Frühe
sende ich eine SMS an den örtlichen Wasserpegelmelder. Sekunden später
kommt die Rückmeldung: Wasserführung 90 m/3 S. Als ich das Gewässer
in Augenschein nehme, treiben gerade einige Äste am Ufer vorbei. Das
bedeutet für mich zurück ins Bett.
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Am Nachmittag gegen 16 Uhr
ist der Wasserstand bereits auf 60 m/3 S gefallen. Die noch vorhandene
Trübung ist nach meinen Erfahrungen eher vorteilhaft. Die Auswahl
der Fliegen macht mir kein Problem, ich habe eh nur ein begrenztes Sortiment.
Mit viel gutem Willen komme ich auf zehn Muster, mit jeweils drei Stück.
Ich entscheide mich für eine Dee Royal.
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Schöner kann Norwegen
nur sein, wenn die Sonne scheint.
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Bereits nach wenigen Würfen
hake ich einen schönen, leicht verfärbten Bock, den ich in die
Freiheit entlasse. Sauber im Maulwinkel gehakt, guter Drill, mehr geht
nicht. In 90% der Fälle blicken lebende Salmoniden nach unten, tote
immer geradeaus.
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Wunderschön, das kleine
Vergissmeinnicht in dem satten Grün der großen Blätter.
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Am Pooleinlauf. Die Wolken
ziehen vom Ostwind getragen vom Land her kommend aufs Meer hinaus. Einige
Wolken erinnern an schwebende Zeppeline. Am späten Abend ist dann
der Wasserstand nach nur 20 Stunden wieder im mittleren Bereich. Mit Sicherheit
sind neue Fische aufgestiegen und alte weitergezogen.
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Zwei Bachstelzen haben sich
zum Schlafen am Ufer auf einem Stein sitzend aufgeplustert. Die Anwesenheit
der Fischer beunruhigt sie scheinbar nicht.
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Was hier wohl so interessant
ist?
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Herrliches Sommerwetter
und guter Wasserstand, in der Mittagssonne.
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Der blanke Lachs hat meine
Fliege sehr tief genommen, ich entnehme ihn für die Küche. Es
ist nicht einfach, zu verstehen, warum die eine Fliege den Lachs scheu
macht, aber die andere so aggressiv, dass er sie attackiert!
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Als ich diese Tiere sehe,
ist mein erster Gedanke „ Zebraschweine“. Doch dann erkenne ich, dass es
Schafböcke sind, die durch den Schatten der Hängebrückenbretter
diese kuriose Zeichnung tragen.
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Ob ein Fischer einen oder
tausend Lachse gedrillt hat, der Kampf mit dem Lachs ist immer ein einsamer,
und das ist gut so.
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Gegen 19 Uhr wechsle ich
intuitiv meine Fliege, von Banana-Fly auf Silversheep. Minuten später
hake ich einen Fisch. Das Hakensetzen hat ihn nicht erschreckt, er steht
regungslos auf der Stelle. Ich vermute, dass der Haken im Maulwinkel Halt
gefunden hat. Dann bewegt er sich ca. zwei Meter vor, bleibt einige Sekunden
stehen und flüchtet dann in Richtung des anderen Ufers.
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Die Fluchten werden deutlich
kürzer, er wird schwächer. In der Endphase des Drills wühlt
der Lachs in der Flussmitte an der Oberfläche. Noch schwimmt er stabil
aufrecht und stemmt sich weiterhin gegen den Druck der Rute.
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Auch als der Lachs nach
gut 20 Minuten müde ist, zeigt er immer noch nicht weiß. Dann
bringe ich den Fisch über den von Dieter geführten Kescher, in
der nächsten Sekunde liegt der prächtige Lachsbock regungslos
im Netz.
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Die Waage zeigte 13,7 kg
bei einer Länge von 1,10 Meter. Der Lachsbock trägt einen grünlichen
Schiller auf seinem Rücken. Als der Fisch vor mir im Gras liegt, kommt
mir der legendäre Satz vom Steelheader Lani Waller in den Sinn „what
a day what a Fish“
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Der Weg von Hoffnung und
Enttäuschung hat viele Farben, meistens sind sie am Ende immer irgendwie
sehr schön.
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Wir, meine Frau ich, verbringen noch einen schönen Sommertag am Meer (ohne Fliegenrute), um dann ausgeruht am nächsten Tag zum Sognefjord nach Laerdal zu reisen. Zum letzten Mal waren wir 1991 vor Ort. Ich möchte mir einige Strecken des Laerdalselv ansehen, an denen Fischerfreunde in den vergangenen Jahren erfolgreich gefischt haben. Auch einen Besuch im Norwegischen Wildlachscenter haben wir eingeplant. |
Am nächsten Tag sind
wir zeitig in Richtung Sognefjell unterwegs. Wir hoffen auf schönes
Wetter und das in den Hochlagen reichlich Schnee und Eis zu sehen ist.
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Die ersten kleinen Schneeflächen
kommen in Sicht.
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Die SAGA SÄULE zeigt
die Geschichte Norwegens von der Zeit des ersten Königs Harald im
Jahr 872 bis zur ersten Nationalversammlung in Eidsvoll im Jahr 1814.
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Elveseter Hotel, nicht billig,
aber zu empfehlen.
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Auf 1434 Meter über
null ist das Wetter nicht so toll, wir hatten auf Sonnenschein und Weitsicht
gehofft.
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Ob Anfang August 1991
mehr Schnee und Eis in diesen Lagen vorhanden waren, wir können es
nicht sagen.
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Sognefjell. Eine fantastische
Fahrstrecke mit zum Teil extremen Gefälle und Steigungen, Autofahren
macht hier richtig Spaß.
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Mit der Fähre über
den Sognefjord, am Mannheller Ferjekai setzen wir über Richtung Laerdal.
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Sognefjord im Regen. Rechts
von diesem Ufer befindet sich der Laerdal.
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Rechts im Bild, jenseits
des Dammes der Laerdalselv. Im Vordergrund jene Lachstreppe, die vom inneren
des Wildlachscenter einzusehen ist.
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Norwegisches Wildlachscenter,
eine fantastische Anlage, die sehr schön dem Landschaftsgefüge
angepasst wurde.
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In der besagten Lachstreppe
befinden sich z.Z. der Aufnahmen ca. 10 Lachse.
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Die Mehrzahl der Fische
war in den ersten Augusttagen bereits verfärbt.
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Mit diesem Bild wird der
Lebenslauf der Lachse veranschaulicht. In dem vorhandenen Kino wird ein
Film über den Atlantiklachs gezeigt, der uns schon sehr beeindruckt
und nachdenklich gemacht hat. Die Aussage, dass der weltweite Atlantiklachsbestand
nur noch 2% gegenüber der Vorindustriellen Zeit beträgt, macht
mehr als betroffen.
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Ich stand vor diesem Teil
und war beeindruckt, bedenkt man, mit welchem Equipment zu jener Zeit gefischt
wurde, fantastisch. Der oben abgebildete Lachs von 31kg wurde von Nicolas
Denissoff am 31.07.1921 im Aarø mit der Fliege gefangen. 1923 hat
Nicolas Denissoff den größten mit Fliege (Dusty Miller) gefangenen
Lachs von 68 Pfund im Sea Pool des Aarø (Årøy) gefangen,
dieser Rekord hat bis heute Bestand. Im Zeitraum von 1921 bis 1965 war
Nicolas Denissoff Pächter des Aarø. Während dieser Zeit
wurden viele Fische im Gewicht von 50 bis 60 Pfund gefangen.
Charles Ritz sagte: Nicolas Denissoff war ziemlich zuverlässig und einer der wenigen Russen, die schlau genug waren, um das Land vor den Bolschewiki mit einem ziemlich großen Vermögen zu verlassen. |
Als wir morgens aus unserem
Hotel kommen, sind außer meiner Frau und mir nur chinesische Europa
Touristen unterwegs. 8 Länder in 14 Tagen, kein Problem, nächster
Halt Oslo, geht doch.
Der Wasserstand am Laerdalselv war zur Zeit unserer Begehung recht gut. Erstaunlich ist, dass die über Jahre stabilen Lachsfänge deutlich zurückgegangen sind. 2016: 1226 Lachse, 2017: 615 Lachse. In den Jahren 2018: 283 Lachse und 2019: 304 Lachse. Über eine Fischerei vor Ort denke ich z. Z. nicht nach. Der Laerdalselv ist ein richtig schöner Fluss, aber er gehört zu jenen Flüssen, die mit dem Lachsparasit Gyrodactylus Salaris infiziert sind. Zwischenzeitlich war der Parasit nicht nachweisbar, ist aber seit einiger Zeit bedauerlicherweise zurück. |
Borgend Stavkyrkje, das
alte Lærdalsøyri mit seinen 161 Holzhäusern und der Fjordlandschaft,
wurde ausgezeichnet als UNESCO-Weltkulturerbe.
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Anmerkung der Redaktion: Mehr Reiseberichte zum Thema "Lachs & Norwegen" im Fliegenfischer-Forum, auch vom Autor Erwin Behrens, finden Sie hier: (KLICK). Außerdem empfehlen wir Ihnen wärmens sein im Jahr 2013 erschienenes Buch "Auf silberner Spur", welches wir hier vorgestellt haben: (KLICK). Kontakt: e.r.aufsilbernerspur@t-online.de
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Ein Reisebericht von Erwin Behrens für www.fliegenfischer-forum.de - September 2019. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten. |
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