Gipfelblick über die asiatische Seite des Polarurals 
Den Zustieg aus Europa haben wir mit je drei Marsch- und drei Bootsetappen in einer Woche geschafft. Die hurtige Abfahrt auf dem Wildbach durch die offene Berglandschaft ist ein absolutes Highlight, das alleine die Schufterei um hierher zu kommen schon rechtfertigt.
Packrafts lassen sich mit einem ultraleichten Pumpsack 
rasch aufblasen

Ritt auf dem Oberlauf der Kleinen Lagorta
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Jetzt – jenseits des Passes – machen wir mitten im Polarural an einer wunderschönen Stelle Lager: Der Platz am Oberlauf der Kleinen Lagorta ist durch Berge eingerahmt, die jetzt Mitte August noch immer ein Mosaik aus Altschneefeldern dekoriert. Die schon leicht herbstlich verfärbte Gebirgstundra gewährt einen fantastischen Rundumblick, nur vereinzelt stehen an geschützten Stellen zwergenhafte Lärchen. Am Tag nach unserem Gewaltmarsch tut sich ein kurzes Schönwetterloch auf, das wir zum Besteigen eines unbenannten Gipfels nützen, bei dem es sich mit 1157 m Höhe schon um einen der allerhöchsten dieser Gegend handelt. Oben erstreckt sich der Blick von der Taiga und dem Tundrengürtel in Europa, über die schmale Uralkette mit seinen kargen Bergrücken, offenen Flusstälern und einigen Karseen bis zur westsibirischen Taiga. Ganz im Hintergrund glauben wir den breiten Ob erkennen zu können, wo wir in zwei Wochen anzukommen hoffen. 
Wunderbarer Lagerplatz, eingerahmt von Bergen

Blick zurück ins Tal der Kleinen Lagorta
Schneehuhnpaar
Blick über Karseen und Tundra bis zur Taiga auf der europäischen Seite
Gipfelblick nach Asien
Firnabfahrt mit Wanderstiefeln
Gipfel des Polar Urals
Wilder Schnittlauch macht aus Nudeln „Asia Food“
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Die Fischerei an diesem fantastischen Lagerplatz enttäuscht leider. Mit der Angelrute ist kein einziger Fisch zu fangen, ein kleiner Kescher verhilft zu einer Jungäsche. Es handelt sich hier – nur 25 km Luftlinie vom Fangort der kapitalen Europäischen Äschen jenseits der Berge – um Arktische Äschen (Thymallus arcticus). Der Jungfisch ist jetzt, Mitte August, nur 4,2 cm lang. Zuhause in gemäßigten Breiten erreichen Äschen um diese Jahreszeit schon 10 bis 15 cm. Der Fang dieses Jungfischs zeigt, dass adulte Äschen zumindest zur Laichzeit und wahrscheinlich auch im Sommer bis über unseren Lagerplatz hinaus vorkommen dürften. Bis wir jetzt im beginnenden Herbst auf sie treffen, müssen wir aber noch ein Stück weiter stromab fahren. 
Die Bootsetappe durch die Berge wird zu einem landschaftlichen Highlight. Der Fluss gewinnt durch laufend einmündende Schmelzwasserbäche rasch an Größe und verzweigt sich durch eine reizvolle offene „Parklandschaft“, die an heimische Almen erinnert. Leider lassen sich die Pendants der heimischen Almkühe – die Rentiere – nicht blicken. Wohl finden diese halbdomestizierten Nutztiere der indigenen Nenzen zu dieser Zeit anderswo ihre Weiden. 
Jungäsche misst im ersten Herbst erst 4 cm
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Einmaliger Sonnenuntergang über den Bergen des Polarural
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Parklandschaft mitten im Polarural

Mangels an steigenden Fischen habe ich auf einen schweren Streamer gewechselt, den ich gezielt in den tiefsten Kolken präsentiere. Zumindest auf der europäischen Seite hatten sich solche Stellen ja als bevorzugte Standplätze der Fische herausgestellt. Nach langem Suchen geht die Rechnung endlich auf, ein Ruck fährt in die Rute und ein enorm starker Fisch zieht ab. Was hängt da am Haken, frage ich mich, kann eine Äsche überhaupt so kräftig sein? Der Lenok („Sibirische Forelle“) kommt erst weiter im Osten vor, und ein sibirischer Huchen dürfte kaum so weit im Gebirge vorstoßen. Also doch eine Arktische Äsche? Tatsächlich kommt ein bulliger „Kraftlackl“ von 53 cm Länge und mit riesiger Rückenflosse zum Vorschein! Das endständige, gut bezahnte Maul unterscheidet ihn ganz deutlich von den Europäischen Äschen. Aber auch die Färbung fällt auf. Die Rückenflosse ist rot gerandet, lange rosarote Streifen zeichnen die Bauchflossen. Am Schwanzstiel findet man purpurne Töne, am Bauch goldgelbe, den Kopf ziert ein metallischer Schimmer - diese Fische sind wahre Kunstwerke!
Endlich Biß!
Die erste und größte Arktische Äsche
Die zweite ist auch nicht schlecht!
Endständiges, bezahntes Maul
 

Der nächste Wurf bringt gleich noch eine dieser Schönheiten zum Vorschein, nur wenige Zentimeter kleiner. Damit zeichnet sich schon eine – wie sich im Weiteren zeigen sollte – frappante Gesetzmäßigkeit ab: Je weiter stromab wir kommen, umso kleiner werden die Fische. Die allergrößten Individuen – was wir ja auch bei den Europäischen Äschen so gefunden haben – leben am weitesten stromauf im Gewässersystem. Vermutlich investieren sie am meisten in Laichwanderungen, um ihre Geschlechtsprodukte weit stromauf zu transportieren und nutzen bis in den Herbst hinein die reiche Insektennahrung am oberen Ende der Fischverbreitung. Sehr wahrscheinlich folgen herbstliche Wanderungen stromab zu den Wintereinständen.

Ohne Worte
In diesem weitläufigen Pool fangen wir keinen einzigen Fisch
Wunderbare Lagerstelle

Jakob produziert köstlichen Backfisch ...
... und Heidelbeermarmelade
Auf dem weiteren Wasserweg treffen wir auf riesige Schneewechten, die bis zum Fluss herunter reichen. Direkt am Wasser solche Altschnee-Mengen um diese Jahreszeit – das unterstreicht den arktischen Charakter dieser Landschaft. Mit einem Schlauchboot unter die unterspülten Wechten zu fahren bietet ein feucht-kalt-schauriges Erlebnis.


Arktisches Flair

Mittellauf der Kleinen Lagorta

Fleißig nach blassen Eintagsfliegen steigende Äschen führen zur klaren Entscheidung, den nächsten Lagerplatz nur wenige Kilometer stromab zu wählen. Endlich, nach dem vielen Suchen nach Fischen, finden wir hier eine kurzweilige Fischerei – eine Äsche nach der anderen nimmt die Trockenfliege mit einem aggressiven, platschenden Stieg. In kurzer Zeit lässt sich ein Dutzend überlisten, bis der Fangsegen nachlässt. Dabei ist ein weiteres interessantes Phänomen bezüglich der Fischgröße zu beobachten, das auf eine deutlich ausgeprägte Rangordnung im Äschenschwarm schließen lässt. Bei den ersten Fischen, die man an einer neuen Stelle fängt, handelt es sich immer um die größten, offensichtlich dominanten Tiere um 50 cm Länge. Dann nimmt die Fischgröße fast streng monoton fallend ab. Sind die Äschen misstrauisch geworden, heißt es eine halbe Stunde warten. Präsentiert man dann erneut die Fliege, gehen die allerkleinsten Fische ran. Gibt’s interessante Beute zu erhoffen, ist der Boss im Pool also der erste, bei brenzligen Situationen lässt man eher die kleinen vor. Parallelen zur menschlichen Gesellschaft drängen sich auf …
Jakob lernt das Trockenfliegenfischen schnell und ist erfolgreich!

Arktische Schönheiten

Anhand von im Polarural gesammelten Äschen-Schuppen habe ich Altersanalysen durchgeführt. Sie zeigen, dass die älteste der gefangenen Europäischen Äschen 11 und die älteste der Arktischen Äschen 13 Jahre erreicht hat. Das passt gut zu Literaturangaben, dass Europäische Äschen in Mitteleuropa in der Regel maximal 10 Jahre alt werden, in Skandinavien bis zu 13 Jahre. Arktische Äschen sollen langsamer wachsen als Europäische Äschen, mit bis über 20 Jahren aber deutlich älter werden. 
Die gegenständlichen Daten aus nahe aneinander gelegenen Flüssen dies- und jenseits des Polarurals legen nahe, dass diese interspezifischen Unterschiede bei ähnlichen Umweltbedingungen eher gering sein dürften. Sie können auch durch unterschiedliche lokale Verhältnisse, beispielsweise die hohen Dichten von Elritzen als reiche Nahrungsbasis auf der europäischer Seite oder die größere Höhenlage auf der asiatischen Seite des Polarurals erklärbar sein. Deutliche Unterschiede zeigen sich hingegen beim Vergleich mit Äschenpopulationen aus Mitteleuropa. Beide Äschenarten im Polarural wachsen noch deutlich weniger rasch als etwa die langsamwüchsige Äschenpopulation in der steirischen Enns, und bei weitem langsamer als die schnellwüchsige in der wärmeren Traun (siehe Referenzkurven im Diagramm). Diese Unterschiede sind aufgrund der drastischen Klimaverhältnisse so weit im Norden nicht weiter verwunderlich. 
Abbildung: Wachstum von Europäischen (rot, n=10) und Arktischen Äschen (blau, n=9) des Polarurals im Vergleich zu mitteleuropäischen Populationen. Rückgerechnet aus den annuli der Schuppen.
An der Kleinen Lagorta warten noch ein paar Schwälle auf uns ...




Eindrücke vom Unterlauf der Kleinen Lagorta

Nachdem sich die Kleine mit der Großen Lagorta vereinigt hat, verändert sich der Flusstyp des Gewässers, das sich bisher in einem breiten Schotterbett verzweigte. Jetzt steht meist Fels an, was dem Fluss Schlucht-Charakter verleiht. Wir merken, dass hier ein gewisser Befischungsdruck herrscht, weil wir auf ausgetretene Lagerplätze treffen, die wohl auch stromauf mit Motorbooten zu erreichen sind. Schließlich treffen wir das erste Mal seit 12 Tagen auf Menschen – es handelt sich um Geologen, die in den Bergen nach Chrom suchen und ihren freien Tag beim Fischen am Fluss verbringen.
Anstehender Fels, Lagorta
Heimkino
Selfie                 | An bestehenden Lagerplätzen findet man 
geschnittenes Holz, das sich zum Lagerbau eignet
Erste Begegnung – Geologen
Birkenrotkappen
Wir wissen, dass es hier vereinzelt auch Taimen (Sibirische Huchen) geben soll, der Bestand dürfte aber gering sein. Ein Kontakt zu diesem begehrenswerten Fisch gelingt erst nach mehreren Tagen kurz vor der Mündung der Lagorta. An einer „heißen“ Stelle, wo Felsrippen in den Fluss ragen, provoziert ein Wobbler schon nach dem ersten Wurf einen heftigen Biss. Die Rute krümmt sich bis zum Griff – ein starker Taimen hat zugefasst! Leider greift der Haken nicht und nach 10 Sekunden fliegt mir der Köder entgegen. Die Enttäuschung ist riesengroß! Der Fang eines dieser phantastischen Tiere in allen großen sibirischen Flusseinzugsgebieten (Amur, Lena, Jenissei, Ob) hätte mir viel bedeutet – es hätte dafür nur mehr jenes des Ob gefehlt, wo der Taimen durch Überfischung schon sehr selten geworden ist. Immerhin konnte ich den Lebensraum von Hucho taimen auch hier ganz im Westen kennen lernen.
Eigenbau-Sauna beim Heizen ...
 ... und betriebsbereit

Feinste Wildnisküche
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Jakob fängt auf Trockenfliege jetzt eine Äsche nach der anderen ...
... hier unten sind die Fische kleiner
Diese älteren Herren sind mit einem Kettenfahrzeug an den Oberlauf der Großen Lagorta gebracht worden ...
... und sind diese per Selbstbau-Katamaran herunter gefahren
Schnee bis knapp in die Niederung
Unten: Braunes Wasser des Seeausrinns (links) und glasklares Wasser der Lagorta (rechts)
An der Mündung eines ähnlich großen Flusses ändern sich der Name des Gewässers und sein Charakter schlagartig. Anders als bei dem glasklaren, Geschiebe führenden Gebirgsfluss Lagorta handelt es sich beim einmündenden Varchatyvis um einen träge fließenden, durch Huminstoffe intensiv braun gefärbten, undynamischen Ausrinn eines großen Sees. Nach der Vereinigung heißt das Gewässer Voikar und weist Charakteristika zwischen den beiden Zubringern auf. Nach den klassischen, in Mitteleuropa entwickelten „Fischregionen“, die anhand von Gefälle und Gewässerbreite zugeordnet werden können, würde sich die Äschenregion der Lagorta nach der Mündung des Seeausrinns (Brachsen- region) zu einem Gewässer der Barbenregion entwickeln. Selbstverständlich kommen so hoch im Norden am Polarkreis ganz andere Fischarten vor.
Flusskrümmung am Voikar
Flusslandschaft am Voikar Fluss


Rote Tundra
Die in der Lagorta dominante Leitart Arktische Äsche verschwindet an der Mündung des Varchatyvis auf einen Schlag vollständig. Nicht nur in den Kolken, auch im Bereich rasch fließender Furten finden wir hier anstelle der Äschen sehr hohe Dichten an Peled-Maränen. Erstaunlicherweise handelt es sich also bei einer Coregonenart um den Leitfisch dieses Fließgewässers! An Beifischarten entdecken wir sehr häufig Elritzen, Flussbarsche und Hechte sowie Aalrutten und in einem Hechtmagen einen Kaulbarsch. 
Man sieht die Peled-Maränen an allen möglichen Stellen steigen, besonders intensiv im Bereich von Tiefstellen mit langsamen Kehrströmungen. Erste Fischereiversuche mit Trockenfliegen bleiben leider vollständig erfolglos – ganz vereinzelt steigen die Renken zwar danach, der Anschlag geht aber jedes Mal ins Leere. Erst als ich die kleinsten Muster in meiner Fliegenbox an dünnsten Vorfächern präsentiere, klappt die Sache. Als entscheidend entpuppt sich auch ein ganz präzises Timing des Anschlags. Setzt man diesen gleich nach dem Aufspritzen des steigenden Fisches, zieht man ihm die Trockenfliege aus dem Maul. Eine knappe Sekunde später ist gerade noch zeitgerecht, dann spucken die sensiblen Renken die Fliege schon wieder aus.
Hier steigt eine Renke nach der anderen ...
...  fangen lassen sie sich aber nicht!
Endlich klappt’s mit den Renken!


Backfisch aus Peled-Maränen schmeckt ausgezeichnet
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Nachdem die Herausforderung der Renkenfischerei mit Trockenfliege gelöst und für ein ausreichendes Abendessen gesorgt ist, konzentrieren wir uns in diesem weitläufigen Fluss voll auf die Hechtfischerei. Auf den Ufern haben wir riesige Kieferknochen von Exemplaren weit über einen Meter gefunden, die offensichtlich durch den reichen Maränenbestand als „Kraftfutter“ so gut abwachsen. Mehrere Tage suchen und fischen wir gezielt und entdecken in den angebundenen Altarmen richtige Hechtansammlungen. Dort stehen alle paar Meter Kleinhechte meist um 50 bis 60 cm. Aber nicht einmal diese lassen sich durch all unsere Köder von Streamern über Blinker, Spinner und Wobbler überzeugen. Trotz des starken Hechtbestands und viel investierter Zeit gelingt nur mit Mühe der Fang von zwei Exemplaren bis 80 cm. Wir vermuten, dass sich die Raubfische hier stark auf die massenhaft vorkommenden Maränen spezialisiert haben und deshalb schlecht auf Kunstköder reagieren.
An einen Baum genagelter, riesiger Hechtschädel
In den Altarmen stehen die Kleinhechte dicht an dicht
Hecht mit Hauptbeute Peled-Maräne
Mittagspause am Voikar Fluss
In isolierten Tümpeln und Buchten des breiten Kiesbettes lassen sich mit einem Handkescher zahlreiche Jungfische der Arten Flussbarsch, Hecht, Elritze und Peled-Maräne fangen. Solche Strukturen haben als „Fischfallen“ in der Heimat wohl zu Unrecht einen schlechten Ruf. In natürlichen Fließgewässern stellen sie wichtige Schlüsselhabitate dar, die hier lebenden Jungfischen zwei Optionen bieten: Mit Pech vertrocknen sie bei Niederwasser oder frieren ein, mit Glück überleben sie, profitieren vom geringen Raubdruck und wachsen besonders gut ab.
 
 
 
 

Jungfisch einer Peled-Maräne, gefangen in einem Tümpel

Endlich ein guter Hecht!
Das Wetter verschlechtert sich gegen Ende unserer Flussbefahrung Ende August immer mehr, auf die Berge zurück blickend sehen wir, dass die Schneefallgrenze nur mehr knapp über der Taiga auf der westsibirischen Seite des Polarurals liegt. In Kombination mit dem immer noch starken Wind werden die nasskalten Bedingungen schon recht unangenehm. So nehmen wir gerne die letzte Etappe auf dem bereits durch den Ob bzw. den angrenzenden See rückgestauten Fluss bis zur ersten menschlichen Ansiedelung in Angriff. Das Dorf namens Verschina Voikara besiedeln 20 Einwohner, vermutlich Angehörige der finno-ugrischen Volksstämme der Chanten und Mansen. Sie leben hier unter einfachsten Verhältnissen vor allem von der Fischerei, der Jagd und der Rentierzucht. Reisende wie uns mit dem Motorboot zurück in die Zivilisation zu bringen, bringt ihnen eine willkommene Zusatzeinkunft.
Lager im Regen
Rückzug bei miesem Wetter
Orientierung im verzweigten Mündungsbereich
Windgeschützte Fahrt am Ufer
Ankunft in Verschina Voikara
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Familie auf Boot mit Husky
Bub aus Verschina Voikara

Die Überquerung des riesigen Sees an der Voikar-Mündung bei Hochwasser, Sturm und meterhohen Wellen erweist sich als Martyrium, bis wir einen Nebenarm des Ob und schließlich die Kleinstadt Muschi erreichen. Der Ob führt – ganz anders als das noch immer unter Hitze und Trockenheit stöhnende Europa – ein großes Hochwasser. Schon erstaunlich, hier ein paar Schritte hinter dem Ural auf Wässer zu treffen, die nicht nur aus halb Sibirien stammen. Anteile des Ob-Oberlaufs bzw. seines großen Zubringers Irtysh entwässern sogar kleine Gebiete Chinas und der Mongolei! Der Ob weist mit fast 3 Millionen km² das größte Flusseinzugsgebiet aller arktischen Flüsse auf (Vergleich gesamte Donau: 817.000 km2). Der mittlere Abfluss am Pegel Salechard, also unweit der Mündung in den „Obbusen“ bzw. den Arktischen Ozean, liegt bei enormen 12.500 m3/s. Mehr als drei Viertel davon fließen während der recht kurzen eisfreien Zeit ab, im Mittel ist der Ob dort an 220 Tagen im Jahr mit Eis bedeckt! Sommerliche Hochwässer führen bis über 40.000 m3/s und der Wasserstand kann – wie jetzt gerade - um 6 bis 8 Meter steigen.
Unangenehme Motorbootfahrt
Tragflügelboot („Meteor“)
Nachgebaute Kosakenfestung „Obdorsk“ in Salechard
Mit der Fähre über den Ob nach Labytnangi
Erst am nächsten Morgen wird klar, dass trotz des Sturmes das Tragflügelboot starten kann, das uns 170 km weiter stromab in die Stadt Salechard bringt. Diese ehemals nördlichste Stadt Russlands liegt an einer Stelle des Ob-Unterlaufs, wo schon 1595 eine Kosakenfestung gegründet wurde. Eine Fähre setzt uns über den Ob nach Labytnangi, die Bahn-Endstation, wo wir die Rückreise nach Moskau antreten. Die Eisenbahn führt im Norden über den Polarural zurück auf die europäische Seite. Als wir unseren Ausgangspunkt Schor erneut passieren, hat sich mit Ausnahme der Jahreszeit wenig geändert. Einzig der Birkenwald ist jetzt gelb, die Tundra knallrot.
Anfang September aus dem Zug: Knallrote Tundra ...
 ... und gelbe Taiga

Danksagung
Wir bedanken uns bei Laurynas von dirtyfly.org für hilfreiche Hinweise über die Reiseroute!



Tipp: Den ersten Teil dieses Reiseberichtes, der im Januar 2016 an dieser Stelle erschien, finden Sie hier =>



Ein Reisebericht in zwei Teilen von Clemens Ratschan für www.fliegenfischer-forum.de - Januar/Februar 2016. Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.
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