Gerätebesprechung:
V-Stick Custom Fly Rods
Teil 2: Blue Halo Gen. 3 Rutenserie

Wenn man sich ein wenig intensiver mit Fliegenruten und deren Bau beschäftigt, stolpert man früher oder später über den Namen Renato Vitalini und seine kleine Firma V-Stick Custom Fly Rods aus Scuol im Engadin in der Schweiz. Eine Suche im Web bringt viele schöne farbige Bilder von gut gebauten, optisch sehr ansprechenden Ruten, wobei besonders die Griffgestaltung einzigartig ist… normal, dass man da mehr davon und vor allem “mit den Fingern” sehen will. Da Renato sich mittlerweile international einen hervorragenden Namen gemacht hat und sehr gute Kontakte zu diversen Herstellern von Rutenblanks pflegt, ist es ihm möglich, vollständige Rutenserien aufzubauen, hier stellen wir zwei davon vor, und zwar exklusiv nur Glasfaser-Ruten, die im Moment wieder voll im Trend liegen.
Im ersten Teil unserer Rutenvorstellung zeigten wir Ihnen die CTS Quartz Crystalglass Rutenserie. Heute folgen nun die Blue Halo 3rd Gen Fiberglass Ruten. 

Blue Halo Gen. 3, vierteilige Rutenserie
Blue Halo Gear aus Utah sind eine kleine Firma, die sich auf Nischenprodukte wie z.B. Ruten und Rutenblanks aus Fiberglas spezialisiert hat, außerdem bietet sie eine kleine Auswahl an interessanten Accessoires wie Rollen, an die angebotenen Ruten angepasste Schnüre, Komponenten für den Rutenbauer, Bekleidung und Transportsäcke an.
Die Blue Halo Glasfaserblanks der dritten Generation (steifer bei gleicher Masse) sind für jedes Modell in 8 individuellen Farben erhältlich, für den Rutenbauer ein Eldorado, da dieser aus dem Vollen schöpfen und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann. 
Wie schon bei der CTS Quartz Rutenserie hat sich Renato Vitalini jedem Modell in der Serie angenommen und die Blanks zu fertigen Fliegenruten gebaut, mit denen die Tester nach Herzenslust spielen konnten.


Blue Halo Gen. 3 Seven Six 3
Dies ist der kürzeste und leichteste Blank im Angebot und darauf aufgebaut wurde eine leichte vierteilige Bachrute in 7 Fuß und 6 Zoll Länge (gemessene 228,5 cm und 60 cm Packlänge) in Schnurklasse 3. Das Rutengewicht beträgt 110 Gramm.
Über den Aufbau der Rute braucht man kein Wort mehr zu verlieren: wie für alle V-Stick-Ruten gilt hier das Prädikat: „Absolut Super!
Getestet wurde (genau wie bei der CTS Quartz Rutenserie) mit mehreren Schnüren, in diesem Fall mit einer 3er sowie einer 4er Schwimmschur. Für den Nahbereich und mit kleineren Fliegen eignet sich die 3er Schnur gut, gleichwohl die 4er Schnur den „sweet spot“ der Rute besser bedient. Mit beiden Schnüren wirft sich die Rute sehr präzise, die Aktion ist eher langsam, macht aber immer Spaß.

Blue Halo Gen. 3 Seven Six 4
Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine leichtere vierteilige Bachrute in 7 Fuß und 6 Zoll Länge (gemessene 228,5 cm und 60 cm Transportlänge) für Schnurklasse 4, Das Rutengewicht beträgt 119 Gramm.
Bei dieser Rute kristallisierte sich eine klassenkonforme 4er Schwimmschnur mit längerer Keule als perfekte Kombi heraus, damit verfügt die Rute über eine wunderbare Aktion, die Laune macht. Trockenfliegen, Nymphen und kleine Streamerchen lassen sich damit komfortabel in kleineren Gewässern anbieten.

Blue Halo Gen. 3 Eight 5 Slow
Die Eight 5 Slow ist dann etwas länger und für Schnurklasse 5 ausgelegt, wie die gesamte Rutenserie ist sie vierteilig und kommt in 8 Fuß Länge (gemessene 245,5 cm, Packmaß 64,5 cm), das Rutengewicht beträgt 111 Gramm.
Probiert wurde diese Rute mit zwei verschiedenen Schnüren, einer nach AFTMA richtig gewichteten Schwimmschnur in Schnurklasse 5 und der etwas schwereren transparenten Schwimmschnur in Schnurklasse um 5,5. Hierbei war die leichtere Schnur die bessere Wahl, die Rute wirkte mit der anderen Schnur deutlich überladen. Die Biegekurve unter Belastung ist toll, in Harmonie mit der leichteren 5er Schwimmschnur ist die Rute sehr präzise und sanft bei der Präsentation.

Blue Halo Gen. 3 Eight 5 Fast
Die Eight 5 Fast wird dann mit ihrer etwas schnelleren Aktion, wie bei den getesteten CTS-Glasfaserruten zum Allrounder in der Serie, eine vierteilige Rute für Schnurklasse 5 in 8 Fuß Länge (gemessene 245,5 cm), Rutengewicht 116 Gramm.
Getestet wurde die Rute wiederum mit 2 Schnüren, einer “echten” Schwimmschnur in 5 sowie der transparenten Schwimmschnur in 5,5, die hervorragend zur Rute passt. Der Blank ist deutlich schneller als derjenige des Slow“-Modells, was aber nicht erstaunt, weil eben so ausgelegt. Damit lässt sich ein etwas breiteres Spektrum an Fliegen anbieten, die Rute fällt insgesamt auch kräftiger aus.
Da beide Rutenserien-Tests, sowohl die Blue Halo Gen. 3 als auch die CTS Quartz zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt wurden, wurde sehr deutlich, dass die CTS-Glasfaserblanks ein Stück schneller und etwas „knackiger“ sind als die Blue Halos. Dies ist aber keineswegs eine Aussage über die Qualität der Blanks sondern lediglich eine Feststellung über das Wurfverhalten der Ruten hat. Die CTS-Quartz-Ruten liegen etwas näher am schnellen Rückstellvermögen herkömmlicher (Kohlefaser-) Ruten während die Blue-Halo-Blanks durch die Bank durchwegs etwas langsamer und weicher sind… also, wie die Franzosen sagen: „avis aux amateurs“!

ABER...
 


Blue Halo Gen. 3 Eight Six 7
Es gibt (und gab) auch Ausnahmen bei Glasfaserruten: als weiteres getestetes Modell hatte Renato eine Eight Six 7 anzubieten.
Wiederum vierteilig in 8 Fuß und 6 Zoll Länge (gemessene 261 cm mit 68,5 cm Transportlänge), und bei 132 Gramm Rutengewicht für Schnurklasse 7 ausgelegt, tanzt dieser Blank aus dem Programm. Die Konizität ist beeindruckend und die Aktion der Rute dementsprechend. Wir mussten etwas tiefer im Schnurfundus kramen, bis eine Schnur gefunden war, die perfekt passte.
Als erstes kam eine etwas übergewichtete 7er Schwimmschnur mit einer Keule in normaler Länge, um 11 Meter, zum Einsatz. Diese Kombination funktioniert gut, beeindruckt aber nicht richtig, die Rutenspitze ist zwar weich und lädt schön, aber der steifere Rest des Blanks kommt mit der leichteren Schnur nicht richtig zum Arbeiten. Mit der schwereren und längeren Keule einer Custom-Schnur gingen die Würfe besser, aber immer noch fehlte der Aha-Moment...
Letztlich war dann der Griff zur Küstenschnur vonnöten, die, zwar als 7er gelabelt, über ein Keulengewicht von ca. 270 Grains (etwa 17,5 Gramm) bei 9 Metern verfügt, um die Rute zum „Singen“ zu bringen, dafür dann aber „Nessun Dorma“! Die schwere Schnur lädt den Blank ordentlich, dieser kann so seine Klasse zeigen: ob auf Distanz oder präzise im Nahbereich, mit größeren Fliegen, alles kein Problem. Das Anwendungspektrum für die Eight Six 7 geht somit in Richtung Streamerfischerei, Meerforelle, Salzwasser/Bonefish, leichte Hechtfischerei,… das kräftige Rückgrat der Rute ist immer über alle Zweifel erhaben, ein echtes Glasfaser-Powerteil!
UND DANN NOCH:

Blue Halo Gen. 3 Eight 6
Zu guter Letzt und etwas zeitversetzt wurde dann noch dieses Sahneschnittchen aufgebaut und getestet, das Modell Eight 6, eine vierteilige Rute für Schnurklasse 6 in 8 Fuß Länge (gemessene 245,5 cm), Rutengewicht 121 Gramm.
Diese Rute gefällt besonders durch ihre kräftigere, schnellere Aktion, der kürzere Blank gibt ein tolles Feedback und ist überaus präzise. Getestet wurde mit einer nach AFTMA richtig gewichtete 6er Schwimmschnur, mit einer etwas übergewichteten transparenten Intermediate-Schnur sowie mit einer 8,5-Meter Kurzkeule, die zwar als 6er Schnur gelabelt aber vom Gewicht eher in 8 gehende Schwimmschur. Mit allen drei Schnüren harmoniert die Rute sehr gut, für das kräftige Rückgrat der Rute sind die schwereren Schnüre absolut kein Problem und je nach Anwendungsbedarf sogar von Vorteil, wenn es z.B. darum geht, voluminösere oder schwerere Fliegen in Ziel zu bringen.
Wie auch beim CTS-Glasfaserruten-Test gab es für die Tester ein Rutenmodell, welches aus dem Feld der diversen Ruten der beiden Serien hervorstach und das war die im Falle der Blue Halos die Eight 6!
Preislich heben sich V-Stick-Custom Ruten etwas ab, aber man bekommt hier Qualitäts-Arbeit in einer Ausführung, die ihresgleichen sucht. Auf kleine Details wird extrem geachtet und man finden sogar bei näherem Hinsehen kaum irgendwelche Mängel.
Über Glasfasterruten hinaus bietet V-Stick aber einen vollständigen Aufbauservice an (ab 300 CHF, zuzüglich Material), ebenso stellt Renato für Rutenbauer auch Custom-Komponenten wie Griffe und/oder Rollenhalter her, Einblick in die V-Stick-Welt inklusive ausführlichen Informationen und Preisliste bietet seine Webseite https://www.v-stickflyrods.com/.
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Testbericht ©: Eric Arbogast für www.fliegenfischer-forum.de - September 2019. Fotos ©: Eric Arbogast / Renato Vitalini.
Das Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.

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