Die hohe Zeit der Äschen hat begonnen, der erste Nachtfrost ereilte uns in der vergangenen Nacht. Nun ist die Gierphase der AVS-Kormorane grenzenlos. Ähnlich wie beim Lachs wird der Wandertrieb ausgelöst. Keine wissenschaftliche Erklärung wurde bisher für das Raubsyndrom gefunden. Vom medizinischen Standpunkt könnte man es einer unerforschten Viruserkrankung gleichsetzen, welche dann den Wandertrieb auslöst. Erfahrene bayrische Mediziner sprechen hier auch vom sogenannten "PSS" (Phalacrocorax Saxonia Syndrom), das besonders gefährlich ist, wenn die erkrankte Person auch noch AVS-Mitglied ist. Scharenweise werden die Gewässer heimgesucht und leergeklopft, jede maßige Äsche wandert mit.
Schnell war der Treffpunkt "Kanada Delta X-Ray4" an der Zschopau beschlossene Sache. 10.00 Uhr zum Sonntag (der sollte seinem Namen mehr als gerecht werden) wollten wir ein gemeinsames Fischen unter Sachsen steigen lassen. Wir, das sind Lutz, Rico, Timo, Holger und Mario. Marco konnte leider nicht kommen ("..habe Arbeit wie in der Ernte!"-ORIGINALTON) und Gunther amüsierte sich in der Nähe eines berühmten bayrischen Maifliegengewässers und bildete sich dort weiter in Sachen Rutenbau.
Gegen 08.00 Uhr schälte ich mich noch total erschöpft aus meinem Bett (Bereits gestern war ich mit Rico am Schwarzwasser und es war eine sehr gute Fischerei, trotz etwas angestaubten und erhöhten Wasserstandes.) und rödelte unter Zuhilfenahme mehrerer kaffeehaltiger Getränke noch schnell ein paar Nymphen mit dem allerletzten Bindegarn in meiner Bindekiste für den bevorstehenden "Tanz der Schönen Damen". In der schlimmsten Hektik des Vormittages klingelte das Handy und Timo gab das Ableben seiner Autobatterie und den Hilferuf beim ADAC bekannt. Er kommt etwas später. Ein gutes Zeichen hingegen machte mein alter Wolfsburger, als er nach kurzen Husten ansprang. Zwanzig Minuten später stand ich am Treffpunkt, wo Rico schon mal 4 Stück der Gattung Salmo thymallus thymallus angeleint und natürlich releast hatte.
Ein Blick auf die "Tosende" gab die wichtigsten Informationen. Ab und an ein kleiner Ring an der gegenüberliegenden Uferseite, viel Laub im Wasser. Der Wasserstand war etwas erhöht (das ist gut) und die Sichtigkeit erschien etwas trüb, was allerdings an der Tiefstehenden Sonne lag und mehr eine optische Täuschung war. Zwei Kameraden aus Stollberg traf ich noch am Parkplatz, nach einer kurzen Unterhaltung stand fest: Nymphen in Form von Red Tag und andere dunkle Muster fingen. Unterhalb der schnellen Abschnitte war wenig Aktivität der Äschen, aber im Rauschenbereich wurde es besser. Aber schweinekalt (um 0 Grad Lufttemperatur) an die Finger! Ja, der Herbst im Gebirge ist kein Kurzurlaub auf Ibiza. Vor zwei Jahren hatten wir bereits Ende Oktober Schnee.
Lutz kam wenige Minuten nach mir und Holger wollte mit seinem "Moped" anreisen. Nach und nach trudelten wir alle zusammen. Die Sonne schob sich langsam westwärts und gab dem Felsgestein die richtige Beleuchtung für unsere Kameras. Das Laub der Erlen, Weiden und Ahornbäume legte einen mystischen Hauch auf den einst fischreichsten Fluss des Sachsenlandes. Wir sind voller Hoffnung, dass unsere Kinder hier wieder Lachse fischen werden. Natürlich mit der AVS-Salmokarte!
Dann verteilten wir uns und das Event nahm seinen Lauf. Hier eine Äsche auf Nymphe, dann zur Mittagszeit fingen die ersten an zu steigen. Es wurde immer besser! Lutz konnte eine zur Mittagszeit (!!) über das Wasser fliegende Fledermaus leider nicht mit der Trockenfliege überlisten, USD gebunden wäre die Trockene vielleicht eine fängige Möglichkeit gewesen. (Verehrte Naturschützer, bitte beachten Sie den Hauch von Sarkasmus im vorhergehenden Satz. Selbstverständlich wissen wir um die ungeheure Wichtigkeit dieser Tierart. Selbst Brückenbaumaßnahmen (Waldschlösschenbrücke) in der Landeshauptstadt werden kurzum für nichtig (was für ein Wort, ging es doch vor gar nicht so langer Zeit um die Nichtigkeit eines Pachtvertrages) erklärt, weil hier im besonderen Fall: DIE KLEINE HUFEISENNASE eine ungeheuerliche Macht ausübt. Natürlich werden die Anwohner (Kinder) auch weiterhin hocherfreut die Abgase der im Stau stehenden Fahrzeuge zum Wohle der Fledermäuse schlucken.)
Timo fischte lange eine tiefe Rinne, aber die Äschen bissen sehr sanft, was sich bereits nach einen kleinen Ortswechsel änderte, die Damen nahmen Schlag auf Schlag. Schwarz war neben Braun sehr erfolgreich bei den Nymphen. Braun und Blue Dun bei den Trockenfliegen. Dann ging eine halbe Stunde fast nichts. Holger konnte noch eine 37 cm lange Äsche fangen, die ihm allerdings die Rute zerbrach. Ich fischte mit einer Rehhaarsedge in Größe 12 und ko9nnte mich auch nicht beklagen. In gewissen Fällen war die Fliege vielleicht etwas zu groß, aber meine Kameraden fingen auch mit 22 er Trockenfliegen nicht besser. Es war ein herrlicher Angeltag, jeder von uns hakte ein paar Äschen und das Wetter ging für einen "Goldenen Fliegenfischertag" nicht besser.
Selbstverständlich werden wir solche Treffen wiederholen. Gemeinsames Fischen, ohne Futterneid an den schönsten Gewässern des Freistaates. Alle gefangenen Fische schwimmen wieder und können noch ein wenig abwachsen. Zschopauäschen sind von der Masse her eher schlank, was auf die Höhenlage und die Nahrung zurückzuführen ist. Köcherfliegenschlüpfe in der Dämmerung erlebt man von Jahr zu Jahr seltener. Dafür hat sich die Maifliege sehr gut vermehrt und sorgt für gute Fischerei. Der Neunaugenbestand kann sich ebenfalls sehen lassen, genau wie das Vorkommen der Koppe. Erstaunlicherweise sind fast keine Barsche oder Döbel mehr zu fangen, die vor einigen Jahren noch bis nach Warmbad an den Floßplatz aufgestiegen sind. 2004/2005 konnte man immer öfter Barsche erwischen. Spekulationen zur Erderwärmung wurden laut, aber scheinbar hat die Natur doch noch ein wenig "Selbstregulierungspotential".
Ab etwa 12.30 Uhr begannen die Köcherfliegen langsam auf der Wasseroberfläche zu tanzen. Mücken und Eintagsfliegen waren nur sehr wenige unterwegs. Fängig waren besonders dunkle Nymphen. (Red Tag, Orange Tag)

PETRI HEIL @ all!