Seychellen Light Tackle Flyfishing Tour 2010
Mit ausführlichen Ausrüstungs-Tipps am Ende des Berichts
Ein Reisebericht von Michael Müller | Fotoindex: siehe am Ende des Berichts

Langsam, wie in Zeitlupe, schleichen zwei Angler fast lautlos durchs kristallklare, über 30°C warme, nur knietiefe Wasser des endlosen Flats. Ihr Äußeres lässt sie als gut ausgerüstete Fliegenfischer erkennen. Die Köpfe vor der erbarmungslosen Äquatorsonne gut geschützt durch Kappen mit Nacken- und Ohrenschutz, UV-Buffs im Gesicht, dunkle Pool-Brillen, leichte helle Komplettbekleidung, Handschuhe, wasserdichte Day-Packs auf dem Rücken, die Fliegenruten im Anschlag und sorgsam in alle Richtungen spähend...


Wie im Actionfilm verständigen sich die beiden nur durch dem Rest der Welt unverständlichen Handzeichen und wenig später platziert der rechts außen stehende Fliegenfischer einen akkuraten 20 Meter Wurf etwas seitlich voraus. Der Beobachter bekommt vom Biss nichts mit, zu unauffällig passiert das ganze. Doch Sekunden Später ist die #8er Rute krumm. Richtig krumm! In Windeseile hat der wie ein D-Zug davon schießende Bonefish die restliche Fliegenschnur und 50 Meter Backing von der Rolle gefetzt, bevor er den ersten Stopp einlegt. Unglaublich und jedesmal erneut total faszinierend, wie viel Kraft in diesen relativ kleinen Fischen steckt...


Aber es geht noch besser. Ein anderer Schauplatz: eine Riffkante mit brechenden Wellen! Ein magischer Ort, an dem alles passieren kann! Große räuberische Fische kommen hier vorbei und jeder davon könnte jetzt die Fliege nehmen. Auch ein großer GT, in Fachkreisen aus guten Gründen „Zerstörer“ genannt, der aus einer #8er Fliegenrute nebst Schnur in 10 Sekunden Kleinholz macht... Oder ein Riff-Hai...


Seychellen. Allein beim Erklingen dieses Namens bekommen die Augen ein verklärtes Glänzen - versinnbildlichen die Seychellen doch den Traumurlaub im tropischen Paradies schlechthin! Angenehme Wärme übers ganze Jahr, einsame, weiße Strände, Palmenwälder, kristallklares, warmes Wasser in allen Blauschattierungen, kein Massentourismus ... 
Insider wissen aber noch mehr. Zum Beispiel, dass die Seychellen u.a. eines der weltbesten, exklusivsten und einzigartigsten Salzwasserfliegenfischen ermöglichen! Und eines der teuersten. Welche ruinösen Auswirkungen nur sieben Tage Seychellen-Fliegenfischen "normalerweise" auf den Geldbeutel eines Normalverdieners haben können, erfahren Sie z.B. auf der Website des Reiseveranstalters Frontiers. Bei Beträgen um 7000 USD pro Woche plus Flug dürfen Sie mitmischen ...
Das es auch anders geht – und vor allem bedeutend günstiger, diese Idee hatte der Reiseveranstalter Kalahari Afrika Spezial Safaris mit seiner „Light Tackle“ Flyfishing Seychellen-Tour im März 2010, über deren Verlauf ich Ihnen hier berichten möchte. Ziel der Reise war, mit "normalem", also eher leichtem Gerät der Schnurklassen #7 bis #9, im tropischen Salzwasser auf "normal" große Fische im Flat, watend und auf Sicht zu fischen. Das alles ohne einen permanenten Guide, ohne Boot, ohne die aufwändige, zeitraubende Anreise zu entfernten Atollen und ohne eine teure, luxuriöse Unterkunft mit allen "Schikanen". Also Fliegenfischen, fachlich begleitet, aber doch eigenständig, mit leichtem Gerät, im warmen, glasklaren Wasser watend, selbst die Fische finden und fangen. Fliegenfischen auf Indian Ocean Permit, Bonefish, Trevallys, Trigger, Queen Fish, Pompanos, Garfish, Snapper, Grouper, Ladyfish, Shad, Milkfish und andere. Das alles in einer kleinen Gruppe, zusammen mit guten Kameraden. Und: Full-Time-Fliegenfischen, ohne sich um Nebensächlichkeiten der Reiseorganisation wie nötige Formalitäten, Einkaufen, Unterbringung, Verpflegung, Mietwagen etc. kümmern zu müssen - denn das übernahm der Veranstalter. Insgesamt eine super Idee für alle Einsteiger ins tropische Salzwasser-Fliegenfischen!




Die auf den Seychellen zu fangende Fischartenvielfalt ist enorm groß: laut einschlägiger Literatur bewohnen den indischen Ozean weit über 400 verschiede Fischarten. In unserer Fischerwoche konnten wir zu sechst in den Flats und im Surf rund 40 verschiedene Fischarten mit der Fliege fangen (!) – und dabei sind die Möglichkeiten sicher noch lange nicht ausgereizt. Die kuriosesten Fänge dabei waren sicherlich ein übermeterlanger Flötenfisch, Papageienfische, Mords Skalare, ein Hawaii`s first state fish - Reef Triggerfish, Tintenfische und Eidechsenfische. Übrigens hat fast jede Fischart im indischen Ozean an irgendeiner Körperstelle und in irgendeiner Form Stacheln oder Dornen. Bei Snappern, Groopern, Seebarschen u.ä. sind es die barschtypischen verhärteten Flossenstrahlen der Rückenflosse(n), zudem oft Stacheln im Bereich um die Afterflosse und Dornen an den Kiemendeckeln. Einmal nicht aufgepasst und – pieks! Hinzu kommen spitze mehr oder weniger große Zähne bei nahezu allen Fischarten. Ein paar gute Handschuhe sind deshalb Pflicht, zum besseren Greifen der Fische, als Sonnenschutz und Strip-Schutz für die Finger – sonst sind diese bereits nach wenigen Fischtagen bis aufs Blut durchgescheuert. Nachteil beim Tragen von 
Baumarkthandschuhen: die stundenlang salzwassernass gehaltenen Hände sehen danach aus wie bei einer Wasserleiche (s. Foto oben rechts). Ein paar Grundkenntnisse über die vorkommenden Fischarten sollte der Angler auf jeden Fall mitbringen, denn es gibt hier auch Fische, deren Gift für den Menschen tödlich sein kann, wie z.B. den Rotfeuerfisch!




Die heftigsten Kämpfe fochten wir mit übermeterlangen Barrakudas, Giant Trevallys (GT), Bluefin Trevallys und Queen Fish aus. Hierbei ist allerdings anzumerken, dass für das gezielte Anfischen dieser bulligen Arten die von uns verwendete Light Tackle Ausrüstung in #7-8 leichtsinnigst unterdimensioniert ist! Ein großer Barra schlägt mit äußerster Gewalt zu und macht in Windeseile Kleinholz aus Fliege, Vorfach, Schnur und Rute! Unsere Kämpfe mit großen Barrakudas haben wir meistens verloren, zum Glück ohne Rutenbrüche, aber oft mit abgerissenen Fliegen und durchgebissenen Klavierdraht-Vorfächern. 

Fotoserie: Heiko am Bonefish.... Lass ihn rennen, den Burschen....





Am Ende eines Flats ins blaue Wasser fischend, bekamen wir es gelegentlich mit großen GT’s zu tun. Urplötzlich tauchten diese, an der leichten Fliegenrute kaum zu bändigenden Stachelmakrelen in kleinen „Rotten“ von 2 bis 3 Fischen auf und waren meist genauso schnell wieder verschwunden. Gelingt ein gut platzierter Wurf, wird die Fliege sofort heftig genommen und es beginnt ein Tanz, den man sich als Forellenangler nur schwer vorstellen kann und dessen Ausgang lange offen bleibt. Selbst kleinere GT’s von nur wenigen Kilogramm Gewicht können eine #8er Fliegenrute nicht nur krumm, sondern nach vorne regelrecht gerade ziehen, sowie im ersten Durchgang einfach 'mal 100 Meter Backing von der voll gebremsten Fliegenrolle reißen. Das bezeichnendste Erlebnis dieser Art hatte unser Heiko am letzten Tag (zum Glück): er bändelte, eh schon bis zur Brust im tiefen Wasser stehend, mit einem GT in der 25 bis 30 Pfund Klasse an! Trotz heftigster Bemühungen gelang es dem erfahrenen Fliegenfischer nicht, den Fisch unter Kontrolle zu bringen, geschweige denn, ihn zu stoppen. Der Fisch zog Heiko schließlich von dem Korallenfelsen herunter ins tiefe Wasser, wir anderen sahen als vom Geschehen faszinierte Zuschauer nur noch seinen Kopf aus dem Wasser schauen, und zu guter letzt wurde aus seiner 4-teiligen Fliegenrute eine 6-teilige – und ein sichtlich schwer geknickter Heiko trottete völlig resigniert ans Ufer zurück. Die Ironie dieser Story ist, das die verwendete bzw. "verendete" Fliegenrute eine Vision GT
Four Salzwasser-Rute war! Wir gehen nun davon aus, dass das "GT" im Rutennamen nicht unbedingt als Hinweis anzusehen ist, sich damit mit gleichnamigen Fischen anzulegen... ;-) Zumindest nicht ab einer gewissen Fischgröße.
(Der Nutzer möchte sich an dieser Stelle nachträglich und herzlich beim Angelsachsen / Ulli Schneider und der Fa. Vision für den problemlosen und raschen Umtausch-Service bedanken.)



Bluefin Trevally (Blauflossen-Stachelmakrele, Caranx melampygus)

ohne Worte

Nicht minder spektakulär war die Fischerei im Surf (also in den brechenden Wellen an der Riffkante) oder bei herein kommender Flut direkt dahinter (Landseite). Auch hier muss immer mit GT’s gerechnet werden, außerdem ziehen oft Haie an der Riff-Kante entlang. Unsere Hauptzielfische waren hier jedoch Bluefin Trevallys und Queen Fish. Immer wieder aufs Wasser herab stoßende Vogelschwärme verrieten die Anwesenheit von Kleinfischschwärmen, welche mit sehr hohem Tempo von diesen Stachelmakrelen gejagt wurden. Oftmals hatten wir nur die Chance auf ein bis zwei Würfe – dann war das Treiben schon wieder 200 Meter und mehr entfernt. Also den Clouser am mindestens 0,50er Vorfach auswerfen und so schnell wie möglich einstrippen. Die Attacken kamen prompt! Oft stürzten sich gleich mehrere Fische auf den Streamer, verfehlten diesen, schossen in rasender Fahrt übers Ziel hinaus, peitschten das Wasser auf und wenn alles klappte, krachten sie mit ungeheurer Gewalt an die Fliege. Nun hieß es Action, vollen Gegendruck aufbauen und den kampfgewaltigen Fisch davon abhalten, sich im Tang oder an den Korallen loszumachen. Wenn alles gut ging, wurden wir mit wunderschönen Fischen belohnt, besonders die herrlichen Bluefins sind eine Augenweide und eine wahrhaft erstrebenswerte, tolle Belohnung für jeden Tropen-Fliegenfischer! 



besiegter GT (Giant Trevally, Caranx ignobilis)

Nicht weniger ansprechend, nur eben komplett anders, war die von uns hauptsächlich ausgeübte Watfischerei in den ausgedehnten Flats, deren Erfolg maßgeblich durch den Rhythmus der Gezeiten vorgegeben wird. Es war für uns als Tropenfliegenfischeranfänger (was für ein Wort...) sehr interessant, unter fachkundlicher Anleitung zu lernen, wie man solche Flats befischt, wie man die Fische findet und diese erfolgreich anfischt, welche Fliegen gut gehen, wie sich Gerät, Schnüre und Vorfächer im warmen Salzwasser verhalten, wie sich Ebbe und Flut auswirken und wie der eigene Körper mit der intensiven Sonneneinstrahlung, sowie der hohen Luft- und Wassertemperatur über viele Stunden täglich fertig wird. Bonefish konnten wir leider nicht so häufig finden, wir wir es gerne gesehen hätten, jedoch gelang der Fang von einigen Exemplaren von bis zu rd. dreieinhalb Kilogramm. Den zweitbegehrtesten Flat-Fisch, den Indian Ocean Permit, konnten wir fast täglich fangen, in unterschiedlichen Größen. Selbst ein Kilofisch dieser hübschen Art mit den großen „Knopfaugen“ ist kampfstark und liefert am leichten Gerät einen kräftigen Drill!

dieser Fisch dürfte zu den Papageienfischen (Scarus...) oder zu den Lippfischen (Thalassoma...) gehören.... Aber für letztere ist er lt. Literatur eigentlich zu groß...

Dennis mit Indian Ocean Permit

in der Tat ein Riesen-Trümmer von "Flötenfisch" (Glatter Flötenfisch, Fistularia commersonii Rüppell)

da ist was im Anzug...

Noch einige Worte zu Ebbe und Flut. Die Fischerei und deren Erfolg wird ganz klar durch den Wechsel der Gezeiten definiert. Ebbe und Flut im rund sechsstündigen Wechsel teilen die Fischerei in vier Abschnitte ein: auflaufende und ablaufende Flut, sowie Niedrigststand und Höchststand bei voller Ebbe bzw. Flut (Stillstand). Bei ablaufender Flut folgt man den aus dem Flat ziehenden, aktiven Fischen bis hinaus an die Surf-Kante oder in Abschnitte mit tieferen Wasser innerhalb der Flats. Eine gute und oft erfolgreiche Fischzeit! Kommt das Wasser bei Ebbe-Tiefststand zum stehen, ist auf den jetzt oft sehr flachen Flats selbst nicht mehr viel zu holen, zudem sind die Fische sehr scheu, sie flüchten oft schon, wenn die Fliegenschnur noch in der Luft ist. Aber man gelangt jetzt beim Waten weit hinaus an die Surf-Kante, die Rinnen und die Tiefwasserbereiche – hier ist Action vorprogrammiert! Allerdings ist harte, ausdauernde Wurfarbeit vorausgesetzt und man muss schon sehr hart und motiviert sein, um über einen längeren Zeitraum dem ständigen Angriff der Wellen zu trotzen. In einem Moment freust Du Dich, einen sauberen Wurf über die hereinbrechende Welle ins tiefe Wasser gemeistert zu haben – und im nächsten Moment haut Dich so eine fiese, seitlich und lautlos herangekommene Welle, die Du gar nicht für voll genommen hast, fast aus den Watschuhen. Die Fischerei im Surf ist in der Tat die härteste Herausforderung, der sich ein watender Fliegenfischer stellen kann. Aber sie macht süchtig, spätestens wenn der erste GT, Queen Fish oder Bluefin im Drill davon gestürmt ist... 

GT in Front

eine Meerbarbe (Mittel-Streifen-Barbe, Goatfish, Upeneus tragula)

Queen Fish

Phase drei ist die hereinkommende Flut: eine heiße Zeit, in der es auch hinter dem Surf auf dessen Landseite wieder hoch interessant wird. Die vorher weiter draußen raubenden Fische kommen jetzt herein und auch die Flats selbst füllen sich wieder mit allerlei Fischen in Fresslaune. Aber aufgepasst und die rechtzeitige Rückkehr zum Strand nicht verpassen! Sind wir bei Ebbe durch knöchel- bis hüfttiefes Wasser bis in den Surf gelangt, steigt das Wasser nun stetig an und der Rückweg über mehrere Hundert Meter durch auf einmal brusttiefes Wasser endet schlimmstenfalls mit einer Schwimmeinlage – das ist kein Spaß mehr... 
In Phase vier steht das Wasser bei voller Flut still und die Flats sind nicht mehr bewatbar. An manchen Stränden hat die Flut das von der Sonne aufgeheizte Flachwasser aus den Seegraszonen gegen den Strand gedrückt, dieses kann nun so warm sein wie zu heißes Badewasser – geradezu unangenehm, natürlich auch für die Fische, die sich in der Regel verdrückt haben. Dazu kommt oft eine leichte Eintrübung. In Buchten mit tiefen klarem Wasser oder von Felsen und Riffen aus kann aber auch jetzt erfolgreich gefischt werden, da die Fische hier nah unter Land kommen.


Permit im Drill

Stefan mit Krokodil-Hornhecht (Hound Needlefish, Tylosurus crocodilus)

Tackle Tipps
Ruten & Rollen: Geradezu eine Waffe für diesen Einsatzzweck ist die von mir verwendete Kombi aus einer Sage Xi3 9‘0“ #8 Fliegenrute in Verbindung mit einer Sage 6080 Fliegenrolle und der verbesserten Rio Bonefish Fliegenschnur in #8. Die perfekt aufeinander abgestimmte Kombination macht pure Freude beim Werfen und Fischen und die Xi3 mit ihrer straffen Aktion und einem enormen Rückgrat wird selbst mit härtesten Drillstrapazen fertig. Gleiches gilt für die Sage 6080 Rolle: die stärkste aller Sage Fliegenollen läuft einfach perfekt und bremst jeden Fisch zuverlässig. Die Rio Bonefish Fliegenschur wurde seit dem Test im „Global Game Angler“ (GGA), Heft 2/2008, in dem sie ja schon die ersten beiden Plätze belegte, noch einmal überarbeitet und weiter optimiert. So wurde z.B. mehr Gewicht in die Frontkeule verlagert, was für das schnellere Aufladen der Rute sorgt und u.a Vorteile beim Werfen beschwerter Bonefish-Fliegen bringt.
Zu den erwähnten Geräten finden Sie in den nächsten Wochen auch neue, ausführliche Gerätetest’s in der entsprechenden Rubrik im Fliegenfischer-Forum. 
Selbstverständlich funktioniert auch jede andere, salzwasserfeste Fliegenrute der Klassen #7 bis #9, möglichst viergeteilt zum besseren Reise-Transport (passt in den Koffer) und mit straffer, kräftiger Aktion, sowie dazu passende Fliegenrollen (z.B. Henschel, Shilton etc.), salzwasserfest, mit zuverlässiger, starker Bremse und einem Fassungsvermögen von neben einer #8er WF-Leine noch mindestens 100 Meter (besser 200 Meter) 30 lbs.
Am besten ist das Mitführen einer #8er Ausrüstung für das Flat und einer #10er Ausrüstung für den Surf und große Fische.



Stefan mit Queen Fish

Fliegenschnüre & Backing. Zwar sollte für die leichte Tropenfischerei auch 20 lbs. Backing noch ausreichen, mit 30 lbs. fühlen wir uns aber auf der sicheren Seite – man weiß ja nie. Brauchbare Fliegenschnüre für’s tropische Salzwasserfischen gibt es neben Rio u.a. auch von Teeny, Climax, Sage, Wulff, Orvis, Loop, Snowbee und Guideline. Bis auf letztere, die nicht im GGA-Test war, wurden aber im o.g. Test alle anderen Fliegenschnüre von der Rio auf die nachfolgenden Ränge verwiesen. Wobei natürlich nicht auszuschließen ist, dass die anderen Hersteller inzwischen ebenfalls nachgelegt haben, denn der GGA-Test ist ja schon 2 Jahre alt. Die Guideline Bonefish, die derzeit leider nur noch als Auslaufmodell zu bekommen ist, hat sich bei Tropenfischern in den letzten Jahren ebenfalls einen sehr guten Ruf erworben. Auch wir hatten diese Leinen mit ihrem harten Coating und der mindestes eine Klasse über AFTMA liegenden Gewichtung in den Schnurklassen #7, #8 und #9 auf den Rollen und waren mehr als zufrieden damit.


Snapper verändern ihre Farben innerhalb von Sekunden...

Da staunte ich wirklich nicht schlecht, als ich den Hawaii Nationalfisch namens "Reef Triggerfish" (Picasso Drückerfisch, Rhinecanthus rectangulus bzw. aculeatus) oder humuhumunukunuku-a-pua'a in der Hand hielt...

glücklicher Ralf mit GT

Vorfächer: Der direkte Draht zum Fisch – ein wichtiges Thema! Wir verwenden zwei verschiedene Varianten. An erster Stelle kommen bei uns aus drei bis vier Segmenten selbst geknotete Vorfächer aus STROFT GTM. Diese Schnur ist für uns einfach das verlässlichste Material in Sachen Tragkraft, Knotenfestigkeit, Haltbarkeit und Abrieb – und das schon seit vielen Jahren. Für die leichte Tropenfischerei führen wir die Stärken von 0,25 bis 0,60 mm mit. Meist verwenden wir einen Vorfachring vorm letzten Segment, um bei Bedarf einfach nur schnell die Spitze erneuern zu können. Außerdem kann die Spitze auf diese Weise schnell gegen eine solche aus Fluorocarbon (Stroft FC1) oder Stahlseide ausgetauscht werden.
Daneben haben wir auch gezogene Fertigvorfächer gefischt: z.B. die empfehlenswerten RIO Bonefish Leader, in 10 ft. Länge und 12 lbs. Spitzentragkraft.
Wenn durch den Fliegenwechsel oder das ständige Aufrauhen der Schnur durch Kontakt mit Fischzähnen der erste Meter des Vorfaches oder etwas mehr weggekürzt war, wurde ein Vorfachring montiert und mit Stroft Spitzen weitergefischt – so kombiniert, keine schlechte Lösung. 
Außerdem hatten wir die neuen Micro Snap Leader von Traun River in 2,70 Meter Länge und 9,1, kg Spitzentragkraft 

im Einsatz. Der Snap bietet einen schnellen Fliegenwechsel ohne Vorfachverkürzung, hält durch seine spezielle Form mit Drehung alle Fliegen bombensicher (wir haben nur in zwei Ausnahmefällen jeweils eine Fliege verloren, was auch an eigener Schuld liegen könnte) und verleiht der Fliege mehr Spiel durch eine erhöhte Beweglichkeit. Daneben kann man hier auch ganz fix 50 cm Stahl einfädeln – wenn es Not tut. Ein Problem bei der Salzwasserfischerei vermindert jedoch die Vorteile der Micro Snap Leader erheblich: die schnuraufrauhend wirkenden Zähne auch kleinerer Flat-Fische! Somit kommt man auch hier um das öftere Neuanknoten des Snaps nicht herum! Weitere brauchbare Salzwasservorfächer gibt es u.a. von Frog Hair / Deep Blue und Airflo. Für alle Fertigvorfächer gilt jedoch: nach spätestens einem Fischertag im warmen Salzwasser sind sie angerauht, kringelig oder einfach nur unansehlich und somit reif für die Mülltonne. Das geht ins Geld.


Solch schöne Fische hat es im Flat, wie diesen Abudjubbes Lippfisch (Cheilinus abudjubbe, bzw. trilobatus) ...  Die Rolle (Fotos oben und unten links) ist übrigens der allererste Prototyp einer neuen Anti Reverse von Dirk Frank aus Thüringen, von dem wir bald noch mehr hören/lesen werden... | rechts daneben: ein "Mega"-Seestern - mit Radfelgen-Ausmaßen...


Snapper...

Fliegen: Zum Einsatz kamen die üblichen Bonefish- und Permit Fliegen: Gotcha, Crazy Charlie, Clouser und Garnelen-, Krabben- und Fischchen-Muster auf Hakengrößen #2 bis #8 und in diversen Farben und Variationen. Einen guten Überblick bietet der Beitrag „Tropical Punch – Fliegen für Bonefisch“ von Helge Schmidt in unserer Rubrik „Fliegenbinden & Lexikon“ (Klick). Für größere Räuber wie Barrakudas und Stachelmakrelen verwendeten wir Clouser Minnows, Deceiver, Popper & Slider, Gurgler, Salzwasser Wooly Bugger und Sprat Flies auf Hakengrößen von #2 bis #3/0 (siehe auch „Global Game Angler“, Heft 1/2008, Seite 58).
Hier finden Sie weitere Fliegenübersichten aus diesem Bereich:
- Tropische Salzwasserfliegen von Hans Hilgers (Klick)
- Tropische Salzwasserfliegen von ADH Fishing (Klick)
- Spezialfliegen im Fliegenfischer-Forum / Fliegenlexikon (Klick)
Hier einige von mir gebundene (und mit Erfolg eingesetzte) Muster:


Haken: Für Bonefish & Co.-Fliegen kommen in der Regel salzwasserfeste, starke, nicht zu langschenkelige und (leider) meist ziemlich preisintensive Haken, in den Größen 4 bis 8 in Betracht. In die Spitzengruppe in Sachen Stärke und Stabilität dürfte der Partridge CS 52 (Sea Prince) fallen – ein extrem starker, nahezu unzerstörbarer und sehr scharfer Salzwasser-Fliegenhaken für alle Belange der Meeresfischerei, wo stärkste Haken gefordert sind. Außerdem von uns getestet, verwendet und für sehr geeignet empfunden: der Buyan C 930, ebenfalls ein starker und extrem scharfer Salzwasser-Fliegenhaken, in kleineren (Bonefish-) Größen mit einer etwas geringeren Materialstärke und leichter als der CS 52, in den großen „/“-Größen jedoch ein mordsbrutal starker Meeres-Streamer-Haken! Gleiches kann man von den Mustad S71SZ-34007 sagen - ein sehr guter Haken der Oberklasse! Ebenfalls mit im Boot und gut geeignet: der VMC 8255 S Salzwasserhaken. Viele Fliegenbinder machen über die Qualität von VMC Haken sehr unterschiedliche Aussagen, die von oft berechtigter Kritik bis hin zu höchstem Lob reichen. Wir können zumindest über den VMC 8255 S keine Klagen abgeben. Vergleichbar mit dem Buyan C 930 kommt er fast an dessen Qualität
heran, ist stark, hat sauber geschlossene Hakenöhre und ist sehr scharf. Zudem ist er der derzeit günstigste Salzwasserhaken. Sehr häufig in diesem Einsatzbereich verwendet (bei uns diesmal nicht im Test) werden auch die hochqualitativen Tiemco 811S und Daiichi X452 Salzwasserfliegenhaken.
Übrigens: die Widerhaken werden aus Sicherheits- und Fischschonungs-Gründen selbstverständlich angedrückt!


Krabbe gefällig ?

Querbänder Barracuda (Sphyraena qenie)

ein Riff - Eidechsenfisch (Synodus variegatus)


Bekleidung: Die tropische Äquatorsonne brennt meist unbarmherzig intensiv, hinzu kommt beim Waten im Flat die Reflexion von Wasseroberfläche und hellem Korallensand. Das heißt, der Angler bekommt stets die volle Breitseite an Strahlung aus allen Richtungen ab. Und: die Strahlung ist auch bei geschlossener Wolkendecke da! Dagegen hilft geeignete Funktionsbekleidung mit integriertem UV-Schutz, z.B. die leichten Pants (oder Shorts) und Bimini/Flat-Caps von Patagonia, Simms oder vergleichbares, dazu leichte Tropen-Oberhemden, UV-Buff‘s für den Hals- und Kopfbereich, eine hochwertige Pol-Brille, leichte Handschuhe und keinesfalls zu vergessen: ein wasserfestes, hoch wirksames Langzeit-Sonnenschutz- mittel für alle Stellen, die der Sonne ausgesetzt sind (auch die Naseninnenseiten – hier kann man sich tatsächlich einen Sonnenbrand holen!!!). Dafür empfehlen sich für Wassersportler entwickelte, nicht fettende Gel‘s wie z.B. ausgezeichnete Produkte des australischen Herstellers Yarray (in D nur schwer zu bekommen, leider), oder das amerikanische Bullfrog (zu beziehen z.B. über Amazon, USA) u.w.. Ein Paar gute Flat-Watschuhe wie z.B. die Flat Sneaker von Simms machen das Wat-Vergnügen perfekt. An den Schuhen sollte man keinesfalls sparen, denn Verletzungen durch Korallen oder Seeigel fallen nicht mehr in die Kategorie "Urlaubs-Spaß"!



Seychellen ohne Geckos? Geht nicht!

nette Krabben-Sammlung...

Wasser weg - auf dem Flat

Verstauung: Ob man seine Utensilien in einer Anglerweste, einem Chest Pack, einer Hüfttasche oder einem Rucksack unterbringt, ist jedem Angler selbst überlassen. Möchte man seine sieben Sachen immer trocken haben, trotz Wellenbrecherfischen und Regenschauern, empfehlen sich wasserdichte Taschen und ebensolche Rucksäcke. Brauchbare Artikel findet man bei Ortlieb, Vision, Simms, Patagonia u.w.. Wegen der gleichbleibend hohen Temperaturen über 30°C von Wasser und Luft haben wir auf eine (leichte) Regenjacke verzichtet. Ans Wasser bzw. am Mann mitgeführt wird neben Fliegenrute, Rolle und Schnur nur das Nötigste: eine wasserdichte Fliegendose, Ersatz-Vorfächer und Spulen, ein salzwasserfester Schnurclip und eine ebensolche Lösezange und die wasserdicht verpackte Kamera. Daneben evtl. noch eine Reservefliegenrute, Rolle und Schnur – falls man die Schnurklassen wechseln möchte oder einfach nur für alle Fälle bei der oft kilometerlangen Watfischerei. Und keinesfalls zu vergessen: eine Trinkflasche mit Wasser! Ich persönlich habe mich für einen Chest Pack von Loop entschieden (siehe Foto unten) - leicht und flexibel zu tragen! Wasserflasche und im Simms Camara-Bag wasserdicht verpackte Kamera trug ich in einem einfachen, kleinen Rucksack auf dem Rücken.


dieser Fisch zählt entweder zu den Papageienfischen oder zu den Lippfischen....

ein Vierfleck Zackenbarsch (Epinephelus spilotoceps) ein Traum von Strand....

ein "Ehrenbergs Schnapper" (Schwarzfleck-Schnapper, Lutjanus ehrenbergi)

Wir benötigten täglich größere Mengen "SeyBrew" sozusagen zum Herunterkühlen...

Reisebudget: (Fischen, Unterkunft, Flug, Mietwagen, Verpflegung, Taschengeld) für eine volle Woche: knapp 2000 Euro.
Weitere Informationen und Buchung: Kalahari Afrika Spezial Safaris, Kai-Uwe Stoß, www.kalahari-afrika.de
Allgemeine Seychellen-Infos: www.seychelles.travel

Für uns steht am Ende der Reise fest: das bleibt definitiv keine Eintagsfliege, denn zu viele Fische wollen hier noch gefangen werden... Das Ziel unserer Reise wurde vollständig erfüllt: wir wollten mit leichtem Gerät ins tropische Salzwasser-Fliegenfischen hereinschnuppern, ein Gefühl dafür bekommen und lernen. Und das ist uns bestens gelungen! Demnächst geht's dann an die richtig Großen... Aber das wird eine andere Geschichte.

Übrigens ist dieser Trip auch für die nichtfischende Begleitung bestens geeignet!

Einen weiteren Bericht unserer Seychellen-Reihe (März 2011) finden Sie hier: (Klick)

Für Fragen können Sie uns gerne unter (Kontakt) kontaktieren.
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was für Farben....


Indian Ocean Permit - release

ein "Synchiropus"? ein Scheeflocken-Lippfisch (Cheilinus chlorourus)
ein Madargaskarweber Indian Ocean Permit Portrait
einer der sehr häufigen Seychellen-Flughunde ein ? (keine Ahnung)...

dieser hier hat sich die Fliege wohl eher "geangelt", als auf sie gebissen....

den müssen wir auch noch bestimmen....

der Begriff "Fischdichte" bekommt bei diesem Foto eine neue Dimension...

GT im Drill...

Barracuda im Abtauchen...


Tropische Abendstimmung... - einfach wunderbar!

(mutmaßlich) eine weitere Meer-Barben-Art


Ein Reisebericht von Michael Müller für www.fliegenfischer-forum.de. Fotos ©: Michael Müller (2-4, 9-13, 21, 28-30, 35, 37, 41-44, 46-50, 53-70, 76-79, 82, 83, 88, 89, 91, 93, 97, 98, 102, 104), Stefan Beier (19, 20, 23, 26, 31-33, 36, 39, 40, 45, 84-86, 95, 96, 99, 101, 103), Heiko Franke (1, 5, 8, 14-18, 22, 27, 51, 52, 71, 75, 81), Dennis Marschallek (87, 92, 94), Ralf Rudolf (6, 7, 24, 25, 90), Sabine Müller (34, 38, 72, 80, 100). Das unerlaubte Kopieren und Verbreiten von Text- und Bildmaterial aus diesem Bericht ist verboten.


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